Bemerkenswerte Sammlung an letzten Worten gibt es bei Wikiquote. Klickt euch mal durch. Sind einige Perlen dabei. Sehr interessant, was einige Menschen kurz vor ihrem Tode zu sagen hatten.
Monthly Archives: October 2009
Marcel Proust: Literatur und Kunst
„Das wahre Leben, das endlich entdeckte und erhellte, das einzige infolgedessen von uns wahrhaft gelebte Leben ist die Literatur: jenes Leben, das in gewissem Sinn jederzeit allen Menschen so gut wie dem Künstler innewohnt. Sie sehen es aber nicht, weil sie es nicht zu erhellen versuchen. Infolgedessen ist ihre Vergangenheit von unzähligen Photonegativen angefüllt, die ganz ungenutzt bleiben, da der Verstand sie nicht „entwickelt“ hat. Unser Leben; und auch das Leben der anderen; denn der Stil ist für den Schriftsteller wie die Farbe für den Maler nicht eine Frage der Technik, sondern der Anschauung. Er bedeutete die durch direkte und bewußte MIttel unmöglich zu erlangende Offenbarung der qualitativen Verschiedenheit der Weise, wie uns die Welt erscheint, einer Verschiedenheit, de ohne die Kunst das ewige Geheimnis jedes einzelnen bliebe. Durch die Kunst nur vermögen wir aus uns herauszutreten und uns bewußt zu werden, wie ein anderer das Universum sieht, das für ihn nicht das gleiche ist wie für uns und dessen Landschaften uns sonst ebenso unbekannt geblieben wären wie die, die es möglicherweise auf dem Mond gibt. Dank der Kunst sehen wir nicht nur eine einzige Welt, nämlich die unsere, sondern eine Vielzahl von Welten; so viele wahre Künstler es gibt, so viele Welten stehen uns offen: eine von der anderen stärker verschieden als jene, die im Universum kreisen, senden sie uns Jahrhunderte noch, nachdem der Fokus erloschen ist, von dem es ausging, ob er nun Rembrandt oder Vermeer hieß, ihr spezifisches Licht.“
via ankegroener.de
Wenn ich Marcel Proust so über die Literatur und die Kunst philosophieren lese, dann erinnere ich mich daran, dass der erste Band der “Recherche” (“Auf der Suche nach der verlorenen Zeit”) in meinem gerade erst aufgebauten Billy-Regal steht und ich verfluche alle Bücher, die ich vorher lesen möchte. Großartig!
Interview über die Piratenpartei
Das Interview wurde von einer Journalistenschülern an der Journalistenschule in München geführt. <br />
1. Sind Sie Pirat und wenn ja, seit wann?
Nein. Meine Wahlentscheidung für oder gegen die Piraten fiel bei der Bundestagswahl auch erst zehn Minuten vor meinem Kreuzchen. Es war sehr schwierig. Auf der einen Seite eine Partei, bei der ich mich mit allen Punkten identifizieren kann, die aber nur ein Thema hat, auf der anderen eine Partei, mit der ich etwa 90 Prozent übereinstimme, die aber alle wichtigen Themen besetzt.
2. Aus welchem sozialen und politischen Umfeld kommt Ihrer Meinung nach das durchschnittliche Parteimitglied?
Gut gebildet, männlich, um die 30, ehemalige Grüne oder Linke. Das klingt sehr klischeemäßig, aber so stelle ich mir den typischen Pirat vor.
3. Waren Sie schon früher politisch engagiert, bzw. Parteimitglied bei einer anderen Partei? Wenn ja: Warum haben Sie die Partei gewechselt?
Ich knüpfe politisches Engagement nicht zwingend an parteipolitisches Engagement. Ich bin ein politischer Mensch, doch ich habe nie einer Partei angehört und denke, ich würde auch vor jeder Wahl meine Stimme erneut überdenken.
4. Für wie engagiert halten sie die Parteimitglieder? Ist ein im Durchschnitt stärkeres Engagement als bei anderen Parteien zu beobachten?
Ich denke, bei anderen Parteien sieht man aufgrund der Masse an passiven Parteimitgliedern die Blüten derjenigen nicht mehr, die aktiv partizipieren. Bei den Piraten sieht man sie. Aber generell kann man schon sagen, dass die Piraten wirklich aktiv sind, auch mit Ständen in den Fußgängerzonen oder auf Demonstrationen. Ich mag aber nicht beurteilen, ob dieser verstärkte Aktiv-Gestalten-Drang nicht auf alle neugegründeten Parteien zutrifft.
5. Neben der spezifischen Themenwahl der Piraten, die sie ganz klar von den etablierten Parteien unterscheidet, können Sie mir die Andersartigkeit der Piraten mit ein paar Worten erklären?
Auch wenn es teils in Chaotische ausarten kann, wie man beim Bundesparteitag der Piraten gelernt hat, leben sie die Demokratie. Jedes Mitglied war gleichberechtigt und jedem stand Redezeit zu. Das hat mich sehr beeindruckt.
6. Wie werden Sie von anderen Parteien wahrgenommen? Erfahrungen?
Guido Westerwelle von der FDP und ich meine mich zu erinnern, auch Gregor Gysi von den Linken, haben im Wahlkampf davon gesprochen, dass jede Piraten-Stimme eine verschenkte Stimme wäre. Angela Merkel spricht von “Meinen Freunden aus dem Internet”, wenn auf ihrer Wahlkampfveranstaltung junge Menschen mit Piraten-Flaggen anwesend waren.
7. Wird die Partei auf der politischen Bühne bestehen können? Ist der Name dabei nicht eher hinderlich?
Der Name ist Außenstehenden schwer zu vermitteln, das gebe ich zu. Nicht jeder Bürger weiß, dass “Pirat” hier nichts mit Somalia oder Klaus Störtebeker zu tun hat, sondern als – so habe ich das verstanden – Verballhornung der Bezeichnung “Piraten” für Raubkopierer. Dass die Piratenpartei aus dem ähnlich klingendem “The Pirate Bay” heraus gegründet wurden, ist übrigens ein oft verbreiteter Trugschluss. Die beiden Institutionen stehen in keiner Verbindung zueinander.
Leider wage ich auch nicht zu beurteilen, inwieweit der Name Protest- und Spaßwähler anlockt, die einfach bei den Piraten ihr Kreuz machen, weil der Name lustig klingt. Allzu viele dürften es aber hoffentlich nicht sein. Und die CDU wird ja auch von vielen nur gewählt, “weil wir das immer so gemacht haben”.
8. Kann man die Piraten als die “Grünen des 21. Jahrhunderts” bezeichnen?
Leider war ich bei der Gründung der Grünen gar nicht geboren. Das kann ich leider nicht beurteilen. Was die Grünen aber erreicht haben: Das Thema Umweltschutz steht nun überall auf der Agenda. Das erhoffe ich mir auch von der Piratenpartei.
9. Welche konkreten Ziele verfolgt die Partei nun nach der Wahl? Welche Themen werden Sie in Kürze in ihr Programm aufnehmen?
Das kann ich nicht sagen, da ich zuwenig Einblick habe.
Großartig: Harry Rowohlt im Interview mit der taz
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Ich sagte zum Fahrkartenverkäufer im Mobility-Center: “Sie erraten nie, weshalb ich nach Berlin fahre. Ich werde mich abmalen lassen!” Er: “Das ist sehr praktisch: Mein Schwiegervater hatte sich abmalen lassen, und dann lebte er nur noch acht Wochen. Da hatten wir denn gleich ein schönes Andenken an ihn.”
Harry Rowohlt muss ein cooler Kerl sein. Interessantes Interview Gespräch, das gerade mit ihm in der taz erschienen ist. Lesetipp für jeden Bücherfreund, aber auch für Freunde des geschliffenen Wortes.
Die irischen Osteraufstände 1916
Ich beschäftige mich in letzter Zeit viel mit der irischen Geschichte. Dazu gehört natürlich auch die “Osteraufstände” an Ostern im Jahr 1916. Einige Originalaufnahmen und kurze Erklärungen, wie es zu den Aufständen kam – die schließlich über eine Umwege und einen anglo-irischen Krieg in Irlands Unabhängigkeit mündeten – seht ihr in diesem Video.
Kurz zum Film “Into the Wild”
“Emanzipiert von dieser Welt des materiellen Überflüsses, die ihn von der wahren Natur seines Lebens trennt.”
In “Into the Wild” kann man viel über sich selbst erfahren. Etwa dass man nicht alleine ist mit dem Wunsch oder Drang, die Gesellschaft hinter sich zu lassen und mit der Natur zu leben. Die Zivilisation wie einen Mantel abzustreifen und liegen zu lassen.
Auch durch die großartige Musik und atemberaubenden Naturaufnahmen ist der Film gelungen, was bei einem Film, in dem es über die meisten Strecken um eine Person geht, die niemanden zum sprechen hat, keine Selbstverständlichkeit ist.
Bewegend fand ich auch den Auftritt des älteren Herren. “Into the Wild” ist kein typischer Hollywood-Film. Wer die große Action sucht, wird hier nicht fündig. Der Film ist anders, positiv anders.
“Sitzen Sie gut”?
Klingeling.
“Heuer?”“Mit wem genau spreche ich?”
“Timo Heuer.”
“Hallo. Mein Name ist (..). Sitzen Sie gut?”
“Ähm, nein.”
“Gut. Wir haben Sie als einer der hundert ersten erreicht und deshalb sind Sie in der Endrunde des Ausschreibens. Dabei ist nicht die Frage, ob sie etwas gewinnen, sondern dass sie was gewinnen.” (ich wundere mich über die Formulierung)
“Was für ein Ausschreiben?”
“Auf sie warten Millionengewinne von Sponsoren wie BMW, Lufthansa, … Was sagen Sie?”
“Na, solange ich nicht irgendwelche Nummern anrufen oder Geld im Voraus bezahlen muss”
(Währenddessen spricht die Stimme schon weiter, es hört sich für mich zwar nach einer menschlichen Stimme an, die aber vom Band kommt)
“Zu einem Unkostenbeitrag von 44,90 monatlich, das sind ja kaum mehr als 1 Euro pro Tag … ”
(Stimme spricht währenddessen weiter)
“Achso, daran habe ich dann kein Interesse.”
(Stimme spricht währenddessen weiter)
“Also machen wir einen Datenabgleich. Vorname: … ”
“Schön, dass Sie angerufen haben. Auf Wiederhören.”