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Dockville. Mein erstes Festival, zwar ein Stadtfestival, aber davon sollte ich mich nicht abschrecken lassen. Ich fuhr am Freitag mit Inkenund zwei ihrer Freunde gegen 19 Uhr hin. Vom S-Bahnhof Veddel aus waren Shuttlebusse organisiert: zwei Euro für Hin- und Rückfahrt. Sehr gesittet organisiert, nach nicht mehr als zehn Minuten waren wir auf dem Gelände. Durch einen abgezäunten Gang schlossen wir zu einem breiten Knäul von Leuten auf, die ziemlich desorientiert herumstanden. Später sollten wir sehen, dass sich hier viele Menschen versuchten, durch ein kleines Nadelöhr am Ende zu quetschen, was natürlich nicht nur durch den großen Ansturm an Festivalgängern erschwert wurde, sondern auch dadurch, dass man hier bereits die Anfänge des uns schon zuvor bekannten Matschproblems erleben sollten.
Nachdem das erste Nadelohr nach ungefähr einer halben Stunde gemeistert war, gingen wir einen nun schon matschigeren schmalen, von Bauzäunen begrenzten Weg lang, der uns wiederum abermals zu einer Menschenansammlung führte, die sich vor dem schmalen Eingang in ein weißes Zelt gebildet hatte. Nach einer weiteren halbstündigen Wartezeit sind wir drin. Karte vorzeigen, Bändchen bekommen und drin. Die ersten SMS geschrieben, um sich mit anderen Besuchern zu treffen. Orientieren bei Schummerlicht. Zur Hauptbühne, dort kann es nie falsch sein.
Johnossi spielten. Wir bekamen allerdings nicht viel mit, da wir eine halbe Stunde am Bierrondell standen. Doch das, was ich höre, ist hervorragend. Weiter SMS geschrieben. Treffpunkte vereinbart, Treffen verpasst. Kurzum: Leute auf dem Dockville zu finden, war schwierig. Mehrmals kamen kleine Festivalmädchen mit gekräuselten Haaren, irgendeinem Glitzerzeug unter den Augen, Schlabberoutfit der neunziger Jahre (zerrissene Hot Pants sind wichtig und die Strumpfhose darf nicht neu sein) und natürlich Feenflügelchen – diese sind schließlich das Wichtigste – auf mich zu und fragten: “Hast du meine Freunde gesehen?”. Ich hätte gerne geantwortet: “Ja, Joey steht dort hinten, direkt neben Isabell, die gerade ihren Marzipan-Crèpes isst. Und sag mal, ist das Jan, der da gerade seine Zunge in Farina versenkt. Wusste gar nicht, dass die was miteinander haben.”. Lasse es aber dann und sage: “Woher soll ich wissen, wie deine Freunde aussehen?” Die Mädchen ziehen weiter. Seltsam.
Nachdem wir es aufgegeben hatten, irgendwen finden zu wollen (ich sende eine SMS: “Ich bin irgendwo. Bist du auch irgendwo?”), traf ich dann doch noch eine ehemalige Arbeitskollegin. Die Editors beginnen. Wir gehen weiter nach vorne. Irgendwann ist sie im Gewusel verschwunden. Ich genieße die Editors, soweit es möglich ist, etwas zu genießen, während man von angetrunkenen pubertären Hüpfeaffen angerempelt wird. Alle küssten sich. Wohl auch irgendwelche Fremden. Jedenfalls küssten sich alle. Die Editors haben gerockt.
Nachdem mir auf dem Hinweg noch im Barmbek die Kamera heruntergefallen war und ein Teil des Objektivs absplitterte, saß die Linsenkappe nur noch wackelig. Wie es kommen musste, verlor ich sie im Matsch. Dafür brachte ich 700 Fotos mit nachhause, von denen ich allerdings durch einen iPhoto-Abstürz, der sich ereignete, während ich beim Import die Funktion “Nach Import löschen” auswählte, die Hälfte verlor. Nun gut, gibt ja noch zwei Tage, an denen ich Fotos machen kann. (Einige typische Festivalbilder gibt es unten. Morgen will ich, bei gutem Licht, mal die stillen Seiten des Festivals ablichten.)
Nachdem das Highlight des Tages für viele erreicht und ihr Geduldszenit nicht nur überschritten, sondern niedergetrampelt war, machte sich ein Großteil der noch vor der Hauptbühne befindlichen Musikliebhaber auf dem Heimweg oder den Gang in die Zelte. Wir blieben. Kollektiv Turmstraße. Als “gehen richtig ab” angekündigt, legte die Kollektive allerdings einen falschen Gang ein und konnten nicht einmal mit der Pausenmusik mithalten. Passte nicht zur Stimmung, war zu loungig, zu chill-out. Doch es sollte ja ein persönliches Highlight folgen: Hundreds. Das deutsche “The XX”.
Mit einer phänomenalen Intro-Show kamen sie auf die Bühne. Doch relativ schnell war ich enttäuscht: natürlich wusste ich, dass mich leichte Töne erwarten, doch neben der über den gesamten Zeitraum herausragenden Performance und Show ließ die Musik leider zu wünschen übrig. Abgesehen davon, dass sie meine zwei Lieblingssongs “Solace” und “Machine” nicht spielten, waren die Töne ungewohnt un-Electro. Piano stattdessen. Fand ich unangemessen.
Also das Resultat des ersten Tages: Läuft. Außer das Wasser, das läuft nicht (ab). Hoffentlich haben sie am Samstag eine Lösung gefunden. Meine Matschhose habe ich auf definitiv dabei. Und Fleckenzwerge sind vermutlich auch wieder mit dabei.