Rezension

Synecdoche, New York.

Der hypochondrische Theaterregisseur Caden Cotard – benannt wohl nach dem Cotard-Symptom, bei dem ein Kranker glaubt, bereits tot zu sein – wird von seiner Frau, einer Malerin, zusammen mit ihrer gemeinsamen Tochter verlassen. Nach der Uraufführung einer Theaterinszenierung wird ihm mitgeteilt, dass er tatsächlich krank ist. Auch die Beziehung zu einer Kartenverkäuferin verläuft nicht wie gewünscht. Urplötzlich bekommt er den MacArthur-Preis verliehen. Das Preisgeld benutzt er dazu, in einer New Yorker Lagerhalle mit Schauspielern ein Abbild der Welt zu schaffen, wie er sie sieht: “die absolute Wahrheit”. Eine Parallelwelt wird erschaffen. Jeden Tag gibt er den Schauspielern Zettel, auf denen Schicksalsschläge oder andere Dinge stehen, die sie spielen sollen. Publikum gewährt er allerdings keinen Zutritt. Er gerät immer tiefer in den Sog hinein, Realität und Theater verwischen…

Philip Seymour Hoffmann als alternden, vereinsamten Regisseur zu sehen, der sich im Gegensatz zur Truman Show seine falsche Realität bewusst erschafft, hat etwas sehr Komisches an sich. In dem surrealen und traumähnlich wirkenden “Synecdoche, New York” spielt der Tod eine zentrale Rolle, begonnen im von Caden inszenierten Stück “Tod eines Handlungsreisenden” zu Anfang, über das brennende Haus bis zum Ende. Ohne den Hinweis aus dem Titel, den Film als rhetorische Synekdoche zu verstehen, in dem die einzelnen Teile für das Ganze stehen, würde man mit dem Film nicht recht warm werden. Gebannt und gefesselt lässt einen der Film in eine andere Welt eintauchen. Ich halte es einfach mit dem altbewährten David-Lynch-Spruch: “Accept the mystery.”

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Rezension

Kurz zu den “Oscar”-Nominierungen

Gestern sind – das ist bekannt – die Oscar-Nominierungen für dieses Jahr bekanntgegeben worden. Zu einigen Kategorien wollte ich mich gerne äußern.

Actor in a Leading Role

Von den nominierten Personen habe ich nur George Clooney in “Up In the Air” spielen sehen. Allerdings fand ich ihn nicht oscarreif und auch nicht stark über Oceans-Eleven-Niveau. Jeff Bridges soll es verdient haben, sagen viele. Kenne ihn nur aus “The Big Lebowski” – da fand ich ihn ganz gut.

Actor in a Supporting Role

Hier kenne ich ebenfalls nur einen der Nominierten: Christoph Waltz in “Inglourious Basterds”. Fand ich, entgegen der landläufigen Meinung, nicht preisverdächtig und eher Durchschnitt. Würde mich aber für den europäischen Film freuen. In “Inglourious Basterds” hat mich übrigens Mélanie Laurent (hat die Shosanna Dreyfus gespielt) am meisten überzeugt. Die junge Schauspielerin wurde allerdings für keinen Oscar vorgesehen, ebensowenig wie Herr Brühl.

Zu Actress in a Leading Role kann ich gar nichts sagen. Ebenso schwer wird es bei Actress in a Supporting Role, wobei mir Vera Farmiga und Anna Kendrick beide in “Up In the Air” gefallen haben.

Überspringen wir einige Kategorien und landen bei Directing.

Von den nominierten Filmen habe ich drei gesehen. An Avatar hat mich die ständigbewegende Kamera gestört (ich denke, die 3D-Effekte werden der Fairness halber bei der Entscheidung nicht beurteilt). Inglourious Basterds fand ich handwerklich gut, vor allem das erste Kapitel, wo es um die versteckten Juden in Frankreich ging, war oscarreif; leider konnte der Film das hohe Anfangsniveau nicht halten. “Up In the Air” schlussendlich war nicht herausstechend, aber auch nicht schlecht. Würde es wohl letztendlich doch Tarantino zusprechen.

Music (Original Score)

Avatar fand ich gut, nicht weltklasse. “Up” war wohl so schlecht, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Davon abgesehen hat mich die Musik von “Up In the Air” überzeugt – leider nicht nominiert.

Music (Original Song)

Natürlich kommt es hier viel auf den filmischen Zusammenhang an, doch ich habe mir die Songs einfach mal angehört, ohne den Film zu kennen. “Wise Up” ist allein gesehen ein gutes Lied, im Kontext mit “Magnolia” gehört es für mich zu einer der besten Musik-Film-Ergänzungen, die ich kenne. Aber zu dieser Oscar-Verleihung: “Loin de Paname” ist sehr lieblich und trotz der Tatsache, das ich kein einziges Wort (abgesehen von “Paris”) verstehe, nett. “Almost There” aus dem Disney-Film “The Frincess & The Frog” ist einer der schlechteren Disney-Songs (nicht zu vergleichen mit alten Größen wie “Hellfire” oder “He Lives In You“). Der zweite nominierte Disney-Song ist “Down in New Orleans” und kann zwar schon mehr überzeugen als der erste, ist aber trotzdem nicht wirklich gut. “Take It All” aus dem Musical-Film “Nine” ist pure Musik – ich hoffe ich sage das nicht nur, weil dort mein Lieblingsschauspieler Daniel Day-Lewis die Hauptrolle übernommen hat. Und schließlich “The Weary Kind” aus Crazy Heart, wobei wir auch schon bei meinem Liebling wären. Weltklasse!

Dabei kann ich auch gleich einmal meckern: Dass die Musik von “Into the Wild”, “Gran Torino” und “Magnolia” keinen Oscar bekommen hat – Schade auf euer Haupt!

Best Picture

Die vielleicht schwierigste Kategorie. In diesem Jahr wurden gleich zehn Nominierungen vergeben. Folgende Filme habe ich gesehen: Avatar, “District 9”, “Inglourious Basterds”, “Up In the Air”, “Up”. Von diesen würde ich entweder “Up” oder “District 9” gewinnen lassen, könnte mir aber auch vorstellen, dass er unverdientermaßen an Avatar geht. “The Hurt Locker” soll auch gut sein.

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