Denkt niemand an die Tiere?

Podcast des SWR2 über Tierethik.

Toller Podcast vom SWR2 darüber, wie unsere Einstellung gegenüber Tieren auf Jahrhunderte alten Ansichten basiert und nichts mit aktueller Kognitionsforschung und Ethikverständnis zu tun hat.

Wir dürfen vitale Interesse (Leben) nicht weniger gewichten als triviale Interessen (Fleisch, Milch, Eier).

Deshalb: Tieren in unsere moralische Gruppe heben und ihnen gewisse Rechte zugestehen, darunter selbstverständlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Link: https://overcast.fm/+zesUBr4

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Denkt niemand an die Tiere?

Blackfish: Warum wir Orcas nicht einsperren sollten.

Gestern Abend habe ich Blackfish gesehen, die Dokumentation über SeaWorld und deren Umgang mit Orcas, gezeigt am Beispiel des in Freiheit gefangenen und seit Jahrzehnten eingesperrten Tilikum.

Zu Wort kommen ehemalige Trainer, die sich sehr kritisch über die Haltungsbedingungen dieser Lebewesen bei SeaWorld äußern und Experten erzählen von ihrem Sozialverhalten, das Orca-Leben in der Wildbahn und wie krass es für sie ist (sein muss), in Isolation zu leben.

Besonders Bewegend: Ein steinharter “alter Seebär”, der bei der Gefangennahme von Tilikum dabei war und der unter Tränen sagt, er habe (rückblickend betrachtet) nie in seinem Leben etwas Traurigeres erlebt als diesen nur wenige Monate alten Orca seiner Mutter zu entreißen.

Sehenswert!

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Denkt niemand an die Tiere?

Veganismus ist kein Verzicht.

Verzicht bedeutet, dass ich etwas nicht in Anspruch nehme oder etwas aufgebe, obwohl ich es könnte. Dem Verzicht schwingt, wird er im Kontext des Veganismus gebraucht, oft noch eine Bedeutung mit: »Wow, du verzichtest? Das könnte ich nicht.«

Diese Aussage ist jedoch, muss leider gesagt werden, ziemlich wenig durchdacht.

Wenn ich mir sage, ich verzichte ein Jahr auf Alkohol, dann verzichte ich ein Jahr darauf. Oder wenn ich mir vornehme, dass ich Alkohol nicht trinken sollte. Ich weiß, dass ich Alkohol konsumieren könnte, doch ich entscheide mich bewusst, es nicht zu tun. Überwinde mich. Trotze Versuchungen.

Lehne ich etwa hingegen den Konsum von Drogen (auch schwächeren) ethisch ab, so wird sich für mich keine Versuchung ergeben, ich würde keinen Alkohol trinken – denn ich könnte nicht.

Das ist der – eigentlich doch einfache – Grund, weshalb ethisch motivierte Veganer keine Versuchungen kennen. Weshalb sie nicht vor den Supermarktregalen stehen und sich überwinden müssen. Denn sie können nicht.

Veganismus ist eine Einstellung, eine Ethik. Er hinterfragt das Verhältnis von Spezies untereinander und bietet eine Lösung.

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Denkt niemand an die Tiere?, Essay

Mensch & Tier.

Tiere kommen in menschlichem Denken hauptsächlich mit Besitz- und Herrschaftsansprüchen vor. Herrschaft zeigt sich bereits, wenn von Mensch auf der einen Seite und Tier auf der anderen Seite gesprochen wird, also eine einzelne Art dem Rest gegenübergestellt wird. Ein speziesistischer Dualismus.

In Begriffen wie Haustier oder Nutztier findet sich der Besitzanspruch wieder. Eine durch die Geburt als Mitglied einer speziellen Art festlegte Rolle, der das Mitglied nicht entfliehen kann. Sein Lebensziel ist vorherbestimmt.

Eine Ausgrenzung findet sprachlich in der Verschiedenartigkeit der Worte statt, die gleiche Dinge beschreiben: fressen statt essen, Fell statt Haar, säugen statt stillen. Euphemismen wie schlachten, statt den einzig wahren Begriff dafür zu nutzen: ermorden.

Unreflektiert ihrer sprachlichen Kraft werden diese Wörter benutzt. Die Liste könnte beliebig lang fortgeführt werden.

Diese Kategorien jedoch sind konstruiert und resultieren aus einer auf Ausbeutung basierenden menschlichen Denkweise, die sich herunter brechen lässt auf: Leben wird nicht Leben genannt, Gleiches nicht als Gleiches geachtet.

Wie befreien wir uns aus diesem Denken?

Es muss eine radikale Revolution stattfinden: Eine Befreiung aus den Fängen sprachlich-gedanklicher und tatsächlicher Unterdrückung.

Denn auch der Mensch hält sich durch diese Einstellung selbst in Fesseln. Um frei zu sein, muss man zuerst sich selbst frei machen, schrieb einst schon Max Stirner.

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Denkt niemand an die Tiere?

»Aber das ist doch meine persönliche Entscheidung!«

Jeder Tierrechtler hat in einer Diskussion sicherlich schon einmal das Argument gehört, der Konsum von tierlichen Produkten eine persönliche Entscheidung sei – also eine nur dem Einzelnen obliegende Privatsache. Und man sollte doch, ganz wie er schließlich uns respektiert, dieses auch umgekehrt tun.

Dass dieser Vergleich so nicht stimmt, lässt sich an einem Beispiel erörtern.

Nehmen wir eine theoretische Situation an: Jemand wird von Malcolm X, dem amerikanischen Bürgerrechtler, eingeladen. Während des Besuchs äußert sich dieser abfällig über Dunkelhäutige. Er meint, dass er Malcom Xs Anliegen zwar löblich findet, dass eben er doch auch akzeptieren müsse, dass es andere Meinungen gäbe, wie etwa das Kategorisieren von Menschen anhand von ›Rassen‹.

Wie hätte Malcolm X reagiert?

Dass Tierrechte keine ‘persönliche Entscheidung’ sind, lässt sich leicht zeigen, indem man sich ansieht, was gemeinhin unter einer solchen verstanden wird..

Persönliche Entscheidung bedeutet, dass ich morgens entscheide, ob ich das blaue oder das schwarze T-Shirt anziehe. Nur ich allein bin betroffen. Ich würde mir nicht anmaßen, das T-Shirt für meinen Nachbarn herauszusuchen. Der Nachbar hat schließlich ein Interesse daran, sich selbst seine Shirts rauszulegen. (Und vielleicht trägt er eh lieber Hemden?)

Also: persönliche Entscheidungen betreffen nur uns und keinen anderen. Sie betreffen nur unsere eigenen Interessen. Somit ist der Konsum von Tierprodukten keine persönliche Entscheidung. (Dass dabei Tiere für meinen Konsum getötet werden und somit noch andere Interessen als meine berücksichtigt werden müssen, ist an dieser Stelle selbsterklärend.)

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Denkt niemand an die Tiere?

Wie ich keine Tiere mehr aß.

Ich aß durch eine Mutprobe kein Fleisch mehr. Die Aufgabe war, eine Woche lang das zu tun, was man sich selbst nicht zutraut: in meinem Fall der Verzicht auf Fleisch.

Ich habe früher sehr viel Fleisch gegessen. Ich war diese Art von Student, die sich aus dem Automaten in der Cafeteria eine trockene Frikadelle gekauft hat. Und ich sollte allen Ernstes eine Woche lang darauf verzichten?

Der erste Tag war einfach. Ich machte mir Bratkartoffeln, das weiß ich noch.

Mir war natürlich schon länger klar, dass es einige kluge Köpfe gab, die kein Fleisch aßen. So wie das jeder weiß. Das Image von Vegetariern, das mir in den Medien vermittelt wurden, war teils radikal, teils einfach nur ins Lächerliche gezogen. Ich erinnerte mich an Lisa Simpson die sich in einen Greenpeace-Aktivisten verliebt und an die Kurzzeitfreundin von Ted Mosby in How I Met Your Mother, Strawberry, die beim Sushiessen dem Koch den Inhalt ihres Glases ins Gesicht schüttet.

Trotzdem wollte ich wissen, aus welchen Gründen Menschen eben jenes taten, das ich als Mutprobe verstand. Ich durchsuchte das Internet, las einige Texte und Statements, stieß dann auf Earthlings und war geschockt. Es gab selten einen Film, der mich mehr mitgenommen hat.

Ich entschied, dass dies keine Mutprobe mehr war. Nicht mehr sein konnte. Ich hatte jetzt ein Bild vor Augen. Jetzt war es eine emotionale Angelegenheit. Ich las Peter Singers ‘Animal Liberation’. Spätestens danach war ich überzeugt: ich ernähre mich nicht nur ohne Fleisch, ich werde Vegetarier.

Ich probierte aus. Schnell bemerkte ich, dass ich eigentlich auf wenig verzichtete. Als jemand, für den früher Gemüse die zwei mehligen Kartoffeln in angedickter Soße neben dem Schnitzel gewesen waren, ab und an noch begleitet von verkochten Erbsen und Möhrchen, erlebte ich eine Geschmacksexplosion. Brokkoli schmeckt ja tatsächlich! Von Zucchini sterbe ich nicht.

Als ich mich dann eine ganze Woche nur von Käsebrot, Spiegel- und Rührei ernährte, bemerkte ich, wie paradox mein Verhalten war: Ich tauschte oftmals nur ein tierisches Produkt gegen ein anderes aus. Keinem Tier ging es durch mich besser.

Ich hatte zu dieser Zeit in Berlin Freunde, die gerade Veganer wurden. Als ich einmal bei ihnen zu Besuch war, unterhielten wir uns lange darüber. Doch das einzige, was mir im Kopf blieb war: »Du kannst keine Mayo mehr essen.« Aber ich liebe doch Mayo!

Noch mehr Verzicht? Ich begann, wann immer ich auf tierische Produkte ‘verzichten ‘konnte, keine mehr zu konsumieren und wenn es sich nicht vermeiden lässt, eben doch mal ein Käsebrötchen zu kaufen. Da war es wieder, dieses Wort: Verzicht.

Anfangs klappte es. Doch irgendwann stand ich um 9.30 Uhr bei McDonald’s an der Kasse und bestellte mir ein Käsetoast zum Frühstück. »So kann es nicht weiter gehen«, dachte ich. Der Umstieg würde nur mit einem glatten Schnitt klappen.

Manchmal ist es nicht einfach, eigene Überzeugung und eigenes Händeln unter einen Hut zu bekommen. Doch ich wusste, dass es mir unmöglich würde, wenn ich nicht konsequent wäre. Und so kam es, dass ich nicht mehr bewusst Tiere esse.

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Denkt niemand an die Tiere?

Carnism.

Melanie Joy, Professorin für Psychologie und Soziologie, schrieb ihre Doktorarbeit über unser Verhalten beim Fleischkonsum und die psychologischen Prozesse dahinter. Jahre später, 2010, erschien eine weitreichend überarbeitete Version dieser Arbeit unter dem Titel »Why we love dogs, eat pigs, and wear cows« als Buch.

Joy beginnt damit, den Leser mittels einem Beispiel an das Thema, das sie später carnism taufen wird, heranzuführen: Auf einer Party wird den Gästen Hundefleisch angeboten, diese reagieren geschockt und angewidert. Als der Gastgeber jedoch erklärt, lediglich einen Witz gemacht zu haben und dass es gewöhnliches Kuhfleisch sei, entspannt sich die Situation; die Gäste beginnen zu essen.

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Denkt niemand an die Tiere?

Veganes Leben: Wo den Schnitt ziehen?

Vegan leben, was heißt das eigentlich genau? Bei Fleisch, Milch und Ei sind sich selbstverständlich alle Veganer einig, bei Honig beginnt die Diskussion ab und an, doch auch hier herrscht überwiegende Einigkeit.

Orangensaft oder Wein, der mit Gelatine geklärt wird? Bienenwachs in Kosmetikartikeln? Ein Schweineborstenpinsel in einer Fabrik?

Unternehmen, die zwar vegane Produkte die nicht an Tieren getestet wurden anbieten, aber gleichzeitig Produkte im Sortiment haben, für die sehrwohl Tierversuche durchgeführt wurden?

Man merkt, es wird kleinteiliger und lässt sich für den Konsumenten schwerer beurteilen, je weiter man sich von den Produkten Fleisch, Käse oder Ei entfernt.

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Denkt niemand an die Tiere?, Schöne Sätze

Denken Tiere?

Humans are the only animals that use tools, we used to say. But what about the birds and apes that we now know do as well? Humans are the only ones who are empathic and generous, then. But what about the monkeys that practice charity and the elephants that mourn their dead? Humans are the only ones who experience joy and a knowledge of the future. But what about the U.K. study just last month showing that pigs raised in comfortable environments exhibit optimism, moving expectantly toward a new sound instead of retreating warily from it? And as for humans as the only beasts with language? Kanzi himself could tell you that’s not true.

All of that is forcing us to look at animals in a new way. With his 1975 book Animal Liberation, bioethicist Peter Singer of Princeton University launched what became known as the animal-rights movement. The ability to suffer, he argued, is a great cross-species leveler, and we should not inflict pain on or cause fear in an animal that we wouldn’t want to experience ourselves. This idea has never met with universal agreement, but new studies are giving it more legitimacy than ever. It’s not enough to study an animal’s brain, scientists now say; we need to know its mind.

Wir Menschen sollten nichts verurteilen, nur weil wir es nicht verstehen. Toller Artikel, via kottke.

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