Rezension

Black Swan

Black Swan ist ein sehr guter Film. Er lässt den Zuschauer durch die Augen der grandios spielenden Natalie Portman die innere Spaltung der Hauptperson erfahren. Viel geschieht auf dramatische Weise mit viel Tammtamm, teilweise zu offensichtlich, doch zwischen diesen offensichtlichen, lauten Elementen finden sich allerdings auch ruhige Parts und subtile Andeutungen, etwa die Beziehung der Hauptperson zur Mutter. Viele Charaktere nehmen undurchsichtige Positionen ein, durch die Vermischung von Fiktion und Realität weiß man allerdings nie, ob sich die Personen tatsächlich so verhalten. Die Darstellung des inneren Konfliktes und die Auswirkungen von enormen psychischen Druck auf einen Menschen wurden sehr stark visualisiert. Die Parallelen zwischen dem Balletstück (Schwanensee) und dem Film sind natürlich nicht zu übersehen. Bereits am Anfang in der ersten Szene werden, wenn man genau hinhört und -schaut, die Motive des Films herausgestellt.

Black Swan ist allerdings nichts für schwache Nerven: er wühlt auf und nimmt mit. Die emotionale Reise im Kino nahm mich persönlich auch noch bis nach Hause mit: Mehrfach dachte ich zuhause, laute Schreie zu hören. Einbildung, das war mir klar, doch sie haben sich sehr wirklich angehört. Ich denke, der Film wird bei den Oscars viele Preise abräumen. Sicher dürfte ihm “Beste Hauptdarstellerin” sein, größte Chancen hat er in “Beste Regie”. Rest wird man schauen müssen.

9/10

Standard
Rezension

Gelesen 2010

Auch in diesem Jahr habe ich wieder zusammengetragen, was ich das Jahr über gelesen, gemocht, beiseite gelegt und verschlungen habe. Der Vergleich mit 2009 kann natürlich auch gezogen werden.

  • Ich habe in diesem Jahr insgesamt 42 Bücher gelesen. Davon wurden alle von Männern und kein einziges von einer Frau geschrieben. Diese Statistik hat nichts zu bedeuten. Wirklich.
  • In diesem Jahr angefangen, doch dann wieder weggelegt: 1916 – The Irish Rebellion (nach 61 Seiten), Lolita (nach 67 Seiten), On The Road (nach 38 Seiten)
  • Die 42 Bücher stammen von 29 verschiedenen Autoren.
  • Es ist kein Buch darunter, dass ich bereits zum zweiten Mal gelesen habe.
  • Ich habe vier Bücher auf Englisch gelesen: Lao-Tze – Tao Te Ching, Truman Capote – Breakfast at Tiffany’s, J. D. Salinger – The Catcher in The Rye und Cormac McCarthy – The Road
  • In diesem Jahr habe ich eine Thomas-Bernhard-Leidenschaft entwickelt. Begonnen hat es mit Amras (4/5) und dann Wittgensteins Neffe (5/5), über die Erzählungssammlung “An der Baumgrenze” (4/5), das Drama Heldenplatz (4/5), Watten (3,5/5), Die Sammlung “Der Wetterfkeck” (4,5/5), Holzfällen (4/5).
  • Am besten gefallen (5/5) haben mir in diesem Jahr: Erich Fromm – Die Seele des Menschen, Thomas Bernhard – Wittgensteins Neffe, Kurt Tucholsky – Gesammelte Werke

(Achtung: Die Texte sind nicht immer ganz ohne Spoiler.)

Erich Fromm – Die Kunst des Liebens (4,5/5)

Ausfürhlich habe ich darüber hier geschrieben.

NEON – Unnützes Wissen 2.0 (4/5)

Fakten, Fakten, Fakten. Aneinandergereiht. Nummeriert. Mit diesem Wissen kann man auf jeder Party als ultimativer Klugscheißer gelten.

Arthur Schnitzler – Lieutenant Gustl (3,5/5)

Ein Leutnant besucht eine Oper. Beim Verlassen kommt es in der Garderobe zu einem Streit, bei dem er seine Ehre und Autorität verletzt sieht. Er irrt durch die österreichische Nacht mit dem Wissen, sich am nächsten Tag umbringen zu müssen…

Beginnt schleppend (auch weil man sich erst an den Inneren Monolog gewöhnen muss). Spannung wird einzig dadurch aufgebaut, dass der endgültige Ausgang ungewiss ist.

Sophokles – König Opdipus (4,5/5)

Die Stadt Themen wird von einer schlimmen Seuche heimgesucht. Ein Gesandter berichtet dem König Ödipus, Grund dafür sei ein ungesühnter Königsmord. Ein Seher wird herbeigeholt, der Ödipus selbst des Mordes bezichtigt. Dieser glaubt, Kreon, sein Schwager, steckt hinter der Aktion und versucht ihn damit zu stürzen. Er verurteilt diesen zum Tode. Doch in einem Gespräch mit seiner Frau begreift er, dass tatsächlich er selbst der Mörder ist. Ein Bote offenbart ihm, dass sein Adoptivvater, den er bisher für den leiblichen hielt, verstorben ist. Aufgewühlt denkt er darüber nach, zu sterben…

Eine grandiose zeitlose Geschichte!

G.E. Lessing – Der junge Gelehrte (3,5/5)

Damis ist ein junger Gelehrter, der außer seinen Büchern von wenig etwas wissen will. Auch als sein Vater, ein Kaufmann, ihn verheiraten möchte, liest er statt zuzuhören in einem Buch. Doch die Botschaft verbreitet sich schnell: eine Bedienstete und Julianes heimlicher Liebhaber versuchen die Hochzeit zu verhindern…

Arthur Schnitzler – Traumnovelle (4/5)

Fridolin und seine Frau Albterine haben sich zu Anfang dieser Novelle einander entfremdet. Da er als Arzt tätig ist, muss er eines Nachts zu einem Patienten hinausfahren. Das Geständnis dessen Tochter, in ihn, den Arzt, heimlich verliebt zu sein, seine daraus folgende Aufgewühltheit, eine arme Dirne, eine geschlossene Gesellschaft und eine Retterin werfen ihn daraufhin in einen Strudel aus den Abenteuern einer Nacht.

Emmanuel Bové – Die Ahnung (4/5)

Ein Anwalt lässt Ruhm, Geld und sogar seine Familie hinter sich und zieht in eine kleine Wohnung. Weshalb? Dieses Buch behandelt eine in vielen Augen unverständliche Entscheidung und die Dinge, die dem Anwalt in dieser Zeit widerfahren.

Lao-Tze (translation: Stephen Mitchell) – Tao Te Ching (4,5/5)

Ein ‘classic manuel on the art of living’ mit vielen Lehren. “My teachings are older than the world.”

John Steinbeck – Die Perle (3,5/5)

Der Sohn des Perlentauchers Keno (im Original: Kino) wird von einem Skorpion gestochen – das Leben des Kindes steht auf dem Spiel. Doch als Keno eine besonders schöne Perle findet, bessert sich der Zustand des Sohnes. Was allerdings Glück versprechen sollte, bringt der Familie nichts als Unglück…

Leicht geschriebener Roman, der teilweise zu erklärend wirkt.

Friedrich Hebbel – Das gekämmte Gehirn (3,5/5)

Aphorismensammler von Hebbel mit einigen Perlen darin.

Patrick Süskind – Der Kontrabass (3/5)

Ein Kontrabasspieler hält einen Monolog über sein Musikinstrument. Sein anfängliches Lob und der Stolz schlägt schnell in Hass um, da er sein Instrument dafür verantwortlich macht, dass er nicht bei der Sopranistin Sarah landen kann.

Emmanuel Bove – Ein Vater und seine Tochter (4,5/5)

Als der einsam und zurückgezogen lebende Antoine About ein Telegramm seiner verstoßenen Tochter empfängt, resümiert er seine eigene Vergangenheit: die ehe mit der jüngeren Frau, der Verrat dieser an ihm, das Leben und das spätere Lossagen seiner Tochter. Durch das Telegramm schöpft About ein letztes Mal Hoffnung, doch…

Thomas Bernhard – Holzfällen (4/5)

Ein Schriftsteller wird zu einem künstlerischen Abendessen eingeladen. Da er mit den Gastgebern seit Jahren verstritten ist, lässt er sich etwas abseits der anderen Gäste in einem Ohrensessel nieder und monologisiert über die Vergangenheit der Gäste und Gastgeber. Doch das Zusammentreffen an diesen Abend ist überschattet vom Begrägbnis einer gemeinsamen Freundin am selben Tag, deren Leben er unter anderem auf dem Ohrensessel resümiert. Auch der spät abends auftauchende Burgtheaterschauspieler, der als Ehrengast des Abends die Figur ist, kann seine steigende Erregung nicht bremsen…

Hermann Hesse – Siddhartha (4,5/5)

Ein junger Brahmensohn zieht mit seinem Gefährten in die Welt hinaus, um seine Bestimmung, seinen Weg zu finden. Er durchlebt eine aufregende Reise mit vielen Stationen und Lehren, bis er schließlich – ach, lesen Sie selbst.

Ein in klarer, parabelartiger Stilweise geschriebener Bildungsroman, der in die indische Mythologie eingeschlossen die ewige Suche eines jungen Menschens nach dem Sinn des Lebens beschreibt.

Hermann Hesse – Demian (4/5)

Emil Sinclair berichtet, wie er zu dem wurde, was er ist. Er erzählt, wie er durch eine sich spiralförmig auf sein Leben ausbreitende Lüge als Zehnjähriger als der heilen Welt des Elternhauses gerissen ist, und die ‘verbotene’ Welt kennenlernt. In dieser Zeit trifft der Demian, welcher ihm lehrt, die andere Welt zu akzeptieren. Sein Leben nimmt entscheidende Wendungen und er beginnt, nach dem Mehr im Leben zu suchen, nach dem tieferen Sinn, der Frage nach der Individualität in der Massenwelt.

Starker Anfang; das Buch allerdingt verflacht meiner Meinung nach, vor allem steigert Hesse sich zu sehr in Religiösität und Spiritualität – man hätte den Roman meiner Meinung nach in eine andere Richtung lenken müssen.

Erich Fromm – Die Seele des Menschen (5/5)

Wodurch wird der Mensch böse? Erich Fromm hat die drei Faktoren herausgearbeitet: Nekrophilie (die Liebe zu toten Dingen), übermäßiger/krankhafter Narzißmus sowie eine inzestuöse Symbiose (Mutterbindung, wobei die ‘Mutter’ nicht die biologische Mutter sein muss). Diese drei Faktoren ergeben das Verfallssyndrom. Je größer diese Regressionsebenen bei Menschen sind, desto ‘böser’ sind sie.

Albert Camus – Der Fall (4/5)

In einer Amsterdamer Kneipe erzählt ein ehemaliger Anwalt aus Paris von seinem perfekten Leben, das jedoch durch mehrere Vorfälle jäh aus der Bahn geworfen wurde. So beobachtete er einen Selbstmord, griff jedoch nicht ein. Ihm wird gewahr, dass ein jeder schuldig ist. Man muss sich selbst anklagen, um andere zu richten. Indem er in Amsterdam als Buß-Richter fungiert und anderen diese Erfahrungen beichtet, hält er ihnen den Spiegel ihres eigenen Lebens vor.

Leicht geschriebener philosophischer Monolog vor dem Hintergrund des zweiten Weltkriegs.

Michail Bulgakow – Der Meister und Margarita (4,5/5)

In Moskau taucht ein mysteriöser Fremder auf, der Dinge vorhersehen kann und schon bald für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich ist. Chaos und Verwirrung suchen die Stadt heim. Nur der namenlose Schriftsteller, der Meister, der an einem Roman über die Kreuzigung Jesu schreibt und seine wahre Liebe, die zur Hexe gewordene Margarita, bleiben verschont.

Ein Buch, das die Rolle von Gut und Böse auf den Kopf stellt und stellenweise zum Schmunzeln einlädt. An vielen Stellen sehr stark (der Anfang beispielsweise), einige Passagen ziehen sich unnötig.

Thomas Bernhard – Der Wetterfleck (4,5/5)

Der Wetterfleck (5/5): Ein Anwalt glaubt, an einem Klienten den Mantel seines durch Selbstmord verstorbenen Onkels wiederzuerkennen. Dieser Klient erzählt, wie er vom eigenen Sohn aus seinem Unternehmen, seinem Haus, seiner Existenz herausgedrängt wird.
Jauregg (4,5/5): Ein Mann flieht aus der Stadt und arbeitet fortan im Steinbruch seines Onkels, den er für den Selbstmord seiner Mutter verantwortlich macht. Sie meiden sich, nur einmal läd ihn der Onkel zum Essen sein.
Der Zimmerer (4/5): Ein aus der Haft Entlassener besucht seinen früheren Anwalt. Dieser soll sich ihm eine Arbeit verschaffen, doch während des Gesprächs zieht sich der Arbeitsuchende immer weiter in sich zurück…

Wittgenstein, Ludwig (monographie, Rowohlt) (4/5)

Als jüngster Spross einer reichen österreichischen Familie genoss Wittgenstein eine Privaterziehung. Beim ab dem vierzehnten Lebensjahr besuchten Gymnasium waren seine Leistungen nur durchschnittlich. Seine philosophische Ausbildung erhielt er in Cambridge, wo er von Bertrand Russell entdeckt wurde. Mit dem ‘Traktatus’ setzte er unter Missachtung aller Vorschriften neue Maßstäbe. Kurzzeitig wendet er sich dem Lehrerdasein zu und gibt aus Gleichgültigkeit gegenüber seinen Besitz einen Großteil dessen fort. Ein Leben lang quälten ihn Suizidgedanken und das Gefühl, missverstanden zu werden. Er starb, da er sich keine Heilung seiner Krebserkrankung wünschte.

Thomas Bernhard – Watten (3,5/5)

Ein älterer Herr hält einen Monolog, weshalb er nicht mehr zum Kartenspielen mitkommt. Doch auch seine Mitspieler gehen nicht mehr: in seinem Monolog geht es um seinen und ihren Niederganz und die Zerstörung eines Menschen.
Ein Sog in eine um wenige Wörter kreisende, doch bei weitem nicht auf diese beschränkte, Gedankenwelt. Das Buch verstört, erschlägt und ist teilweise tragikomisch. Ich glaube nicht, ihm gewachsen zu sein und erlaube mir kein abschließendes Urteil; denn bei diesem Buch scheint es nur ein zweites Lesen zu geben.

Alexander Solschenizyn – Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch (3/5)

Das Buch beschreibt einen Tag im Gefängnisalltag eines Arbeitslager-Häftlings. Die Inhaftierung wird als fast schon normal und Gerecht empfunden.

Thomas Bernhard – Heldenplatz (4/5)

Nach dem Selbstmord eines österreichischen Professors hören wir die Gespräche, Besorgnis und Erinnerungen der Hinterbliebenen. Eigentlich hören wir aber die Gründe für den Suizid: Er, der Jude, war vor den Nazis nach England geflohen, nur um nach dem Krieg zurückzukehren und festzustellen, dass der Judenhass nur noch schlimmer geworden war.
Im Drama gibt es keine Interpunktion, was dem Geschehen eine neue Ebene verleiht.

Bertolt Brecht – 100 Gedichte (4/5)

Meine Lieblinge: Erinnerung an Marie A., Vom Geld, 700 Intellektuelle beten einen Öltank an, Lob der Dialektik, Fragen eines lesenden Arbeiters, Wenn der Krieg beginnt, Die Lösung

Thomas Bernhard – An der Baumgrenze (4/5)

Der Kulturer (4/5): Ein Mann sitzt im Gefängnis ein und vertreibt sich die Welt mit Geschichtenschreiben. Als ihm seine Entlassung in Aussicht gestellt wird, beginnt die Hoffnungslosigkeit.
Der Italiener (4,5/5): Der Besitzer eines Theaters begeht Selbstmord, als das alljährliche Theaterstück auf meinem Hof gespielt werden soll. Er hat eine tödlich verlaufene Versteckaktion einiger minderjähriger Polen während des zweiten Weltkrieges auf seinem Hof nicht verkraftet.
An der Baumgrenze (4/5): Ein Geschwisterpaar kehrt in ein Gasthaus ein. Ein Gast wird auf ihr merkwürdiges Verhalten aufmerksam. Beide begehen am Ende scheinbar Suizid.

Victor Hugo – Der letzte Tag eines Verurteilten (3/5)

Dieses Buch enthält die fiktiven Tagebuchaufzeichnungen eines zum Tode verurteilten und beschreibt, wie er die letzten Tage vor seiner Hinrichtung erlebt.

Ich persönlich finde es relativ nüchtern gelesen, nicht so, als wollte Hugo, dass der Leser sich mit dem Charakter identifizieren kann.

Thomas Bernhard – Wittgensteins Neffe (5/5)

In diesem autobiografischen Werk schreibt Bernhard von seinem verstorbenen Freund Paul Wittgenstein, Neffen des Philosophen Ludwig Wittgenstein und Spross der österreichischen Familie. Ehrlich, warmherzig erzählt Bernhard seinen Monolog über Freundschaft, der die Beziehung des Realisten Bernhard zum Idealisten Wittgenstein beschreibt. Dieses Buch zu lesen ist, als würde Bernhard dieses Plädoyer für die Freundschaft direkt an einem ruhigen Abend vortragen.

Truman Capote – Breakfast at Tiffany’s (3,5/5)

In einer Bar treffen sich zwei Männer wieder, sie sich über eine lange verschollene gemeinsame Freundin kennen. Einer von ihnen erzählt später die Geschichte von Holly Golightly, die er kennenlernte, da sie es pflegte, keinen Schlüssel bei sich zu haben und so nachts bei ihm zu klingeln. Sie wurden Freunde. Doch Holly gerät in Schwierigkeiten und verschwand ebenso flüchtig und schnell, wie sie gekommen war.

Thomas Bernhard – Amras (4/5)

Nach dem Selbstmord ihrer Eltern fliehen zwei Brüder in einen Turm um hier auf unbestimmte Zeit fernab der Gesellschaft zu leben. Die Mutter plagte, ebenso wie einen der Brüder, eine unheilbare Krankheit, was den Familienalltag zur Hölle werden ließ.

John Steinbeck – Von Menschen und Mäusen (4,5/5)

Zwei Freunde — George, sowie der geistig behinderte Lennie — ziehen auf der Suche nach Arbeit auf Farmen durch das Land. Sie verbindet eine Freundschaft sowie der unbeirrbare Glaube an eine bessere Zeit mit einer eigenen Farm und eigenes Land.

Sehr dramaesk geschrieben mit viel Dialog und wenig Beschreibungen. Wörtliche Rede wird durch Slang unterstützt.

Am Ende vor allem traurig, sonst durchgehend schön. Prädikat wertvoll!

J. D. Salinger – The Catcher in The Rye (4/5)

Ein Buch über wenige Tage aus dem Leben von Holden Caulfield, eines 16-jährigen New Yorkers, das die Zeit nach Holdens Rausschmiss aus der Schule behandelt. Themen hier sind Einsamkeit, Erwachsenwerden, ‘phoniness’ der Erwachsenen und Beziehungen. Holden scheint alles und jeden zu hassen – mit Ausnahme seiner Geschwister.

In einfacher Sprache geschrieben, auch auf Englisch sehr leicht lesbar. Mehr als 200 Mal kommt das Wort “goddam” vor.

Joseph Brodsky – Gedichte (3,5/5)

Geheimnisvolle Lyrik, die mir bisher größtenteils verschlossen geblieben ist. Allerdings mit ein paar Ausnahmen: Die Hügel, Für G.P., Die Nächte im Juli sind mild und geheim, Der Garten, Wehklage.

Henrik Ibsen – Ein Volksfeind (3/5)

Als der Badearzt Doktor Stockmann entdeckt, dass das Wasser des Kurbads verseucht ist, stehen die Entscheider der Stadt noch hinter ihm. Doch schnell wendte sich das Blatt, Stockmann steht mit seinen Enthüllungen alleine da und wird gar als ‘Volksfeind’ beschimpft.

Ab dem vierten Akt wird es unerträglich dröge. Davor gut und interessant. Mit der im Werk enthaltenen Demokratiekritik kann ich wenig anfangen.

Cormac McCarthy – The Road (4,5/5)

Vater-Sohn-Geschichte: Vater und Sohn sind Überlebende einer Katastrophe, die Nordamerika mit einer Ascheschicht überzogen und die meisten Formen von Leben (Tiere, Pflanzen) dahingerafft hat. Auf der Hut vor Gefahren ziehen sie mit einem alten Einkaufswagen an einer Straße entlang in Richtung Küste.

Sehr einfach geschrieben. Teils kurze, nüchterne, ellipsenartige Sätze. Protagonisten bleiben namenslos. Keine ‘ und ‘ bei wörtlicher Rede. Eintönigkeit der Handlungen. Rührende Geschichte, große Umsetzung! Chapeau!

James Joyce – Porträt eines Künstlers als junger Mann (4,5/5)

I: 5/5   –   II: 5/5   –   III: 4/5   –   IV: 4/5   –   V: 4/5
Der Bildungsroman über einen Schreiber, dessen Erwachsenwerden wir mithilfe des an das Alter des Protagonisten angepassten Schreibstils verfolgen. Weltklasse geschrieben.

Cliffs Notes on Joyce’s Portrait of the artist as a young man (4/5)

Guter Aufbau. Hilft.

Kurt Tucholsky – Ausgewählte Werke (5/5)

Meine Lieblinge: Das Ideal, an das Publikum, Deutschland erwache, Der Graben

Andreas Popp – Der Währungscountdown (2,5/5)

Das gesamte Buch ist sehr provozierend, man weiß nie, was man glauben soll oder darf. Dafür sehr einfach geschrieben und vermittelt gut wichtigte Volkswirtschaftsbereiche.

Robert Musil – Die Verwirrungen des jungen Törleß (4/5)

Der Heranwachsende Törleß wird mit seinen Freunden Beineberg und Reiting zum Folterer.

Stilistisch großartig, die Story hat mich nicht ganz überzeugt.

Thomas Nagel – Was bedeutet das alles? (3,5/5)

Kompakt, leicht verständlich. Allerdings auch etwas langweilig an manchen Stellen. Hatte mir darunter etwas Anderes vorgestellt.

Samuel Beckett – Warten auf Godot / Endspiel / Glückliche Tage (4/5)

– Warten auf Godot (4,5/5): Beeindruckend; Es geht um den Sinn des Lebens; das sinnlose, langwierige Warten auf den geheimnisvollen Godot kann als Suche nach ‘Gott’ verstanden werden. Schlüsselsatz im Stück: ‘An dieser Stelle und in diesem Augenblick sind wir die Menschheit’.

– Endspiel (3,5/5): Nicht ganz so gut; Es geht um die Welt nach einer Katastrophe. Der geizige Hamm hortet Vorräte, teilt jedoch nicht. Das macht auch den Diener Clov von ihm abhängig, allerdings ist auch Hamm von Clov abhängig. Erst am Ende wird diese interessante Abhängigkeitsbeziehung zerstört.

Beckett zeigt uns hier die Sinnlosigkeit des menschlichen Tuns. Großartig! Allerdings gefiel mir das dritte Drama – ‘Glückliche Tage’ – nicht und ich habe es nach einigen Seiten erst einmal weggelegt, ohne mir eine abschließende Meinung darüber gebildet zu haben.

William Shakespeare – Hamlet (4,5/5)

Sehr schön und teils sehr kompliziert. Über die Handlung in “Hamlet” – mein erstes Shakespeare-Drama – muss nicht mehr viel gesagt werden.

Henry Miller – Das Lächeln am Fuße der Leiter (4/5)

‘Das Lächeln am Fuße der Leiter’ handelt vom dem Clown August, der mehr will, als die Menschen zum Lachen zu bringen. Er will ihnen Glückseligkeit schenken. Hervorrangender Schreibstil, wenn auch die vielen Vergleiche ein wenig stören.

Standard
Rezension

Denn ihr wisst nicht, wie man liebt

“Ihr wisst nicht, wie man liebt” ist wohl die Hauptaussage des Psychoanalytikers Erich Fromm in seinem Buch “Die Kunst des Liebens”. Das in den fünfziger Jahren erschienene Buch ist das zweite, das ich von Fromm lese. Da ich “Die Seele des Menschen” erstaunlich gut fand, hatte ich natürlich hohe Erwartungen, die, soviel vorweg, fast alle bestätigt wurden.

Fromm geht in seinem Buch davon aus, dass die Liebe eine Kunst ist, die man mit den richtigen Mittel und einer gewissen Übung erlernen kann. Hört sich erst einfach einmal an, doch führt man sich vor Augen, was genau eine Kunst ist, stellt es unsere westliche, moderne Auslegung von “Liebe” komplett auf den Kopf: Liebe auf den ersten Blick ist ebenso Quatsch wie die oft angenommene Haltung, Liebe komme von alleine und man müsse nichts tun dafür. Sie ist stattdessen etwas, wie Fromm schreibt, “das man in sich selbst entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt.”

Zuerst stellt der Psychoanaltiker dar, dass es im Menschen ein tiefes Bedürfnis dafür gibt, seine natürliche Isolation zu überwinden. Isolation, denn nur er kann sich sicher sein, was (ich würde soweit gehen, zu sagen: dass) er denkt, fühlt und weiß. Unsere Gesellschaft kennt viele Ausbruchsmethoden (neben der Liebe wie Fromm sie definiert) aus dieser Abgeschiedenheit: Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit. Oder auch die “Zuflucht zum sexuellen Orgasmus”, eine Bestrebung, bei der die Einsamkeit mit Affären und sexuellen Kontakten überspielt wird.

All dies hat unseren Begriff von “Liebe” stark geprägt. Dazu später mehr. Liebe allerdings lebt davon, dass man gibt. Fromm nennt folgende Grundelemente: Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem anderen und Erkenntnis. Dabei bedeutet “Achtung vor dem anderen”, dass man die Individualität des Gegenüber erkennt und nicht versucht, ihn so zu machen, wie man selbst ist – oder gerne wäre. Ein weiteres Element der Liebe soll “das Verlangen nach einer Vereinigung des männlichen und des weiblichen Pols” sein. Denkt man darüber nach, schimmert aus diesem Ausspruch allerdings die Zeit, in der das Buch geschrieben wurde. Er spricht damit Homosexuellen die Fähigkeit ab, zu lieben. In einigen Fällen ist Fromm nicht mehr das Maß aller Dinge, das sollte man bedenken, bevor man das Buch liest. (Auch merkt man das ganz deutlich, wenn er auf der Seite danach bei Homosexuellen von einer “Abweichung der Norm” spricht und ihnen “Schmerzen” unterstellt, weil sie nicht ihren Gegenpol finden.)

Zurück zum Buch. Heutzutage sind zur auch in der Liebe zu sehr objektfixiert: wir suchen “die Eine” bzw. “den Einen”, den wir lieben können und alle anderen Menschen sind uns egal. “Echte Liebe” wie Fromm sie definiert kann es nur geben, wenn man seine Liebe nicht auf bestimmte Objektive (bspw. einzelne Menschen) ausrichtet, sondern auf die Menschheit allgemein: “Wenn jemand nur eine einzige andere Person liebt und ihm alle übrigen Mitmenschen gleichgültig sind, dann handelt es sich bei seiner Liebe nicht um Liebe, sondern um eine symbiotische Bindung oder um einen erweiterten Egoismus.”

Schon nach der Geburt lernt das kleine Neugeborene “Liebe” kennen: Mutterliebe. Sie ist bedingungslos und immer da. Die Mutter steht für Wärme und Sicherheit ohne Forderungen. Im Gegensatz dazu steht der Vater: seine Liebe kann und muss man sich verdienen, indem man sich an seine Regeln und Gesetze hält. Im Laufe seines Lebens lernt er weitere Formen der Liebe kennen: Nächstenliebe (siehe oben). Und schließlich die erotische Liebe, also das, was wir landläufig als “Liebe” bezeichnen.

Nun beginnt Fromm seinen Feldzug gegen die oberflächliche “Liebe” der heutigen westlichen Gesellschaft: “Da das sexuelle Begehren von den meisten mit der Idee der Liebe in Verbindung gebracht wird, werden sie leicht zu dem Irrtum verführt, sie liebten einander, wenn sie sich körperlich begehren”. Liebe passiert nicht einfach, sie ist auch Arbeit. Man muss daran glauben, dass sie erwächst und dass sie hält.

Doch stattdessen verwechseln wir “Liebe” mit “verliebt sein” oder “Begehren”. Zurückzuführen sei dies auf unsere tief verwurzelten kapitalistischen Züge, meint Fromm. In einer Welt, in der Menschen zu “Automaten” (Fromm) geworden sind, die funktionieren und konsumieren müssen, kann es keine Liebe geben, denn “Automaten können nicht lieben, sie tauschen ihre persönlichen Vorzüge aus und hoffen auf ein faires Geschäft.” Heute versteht man unter dem Begriff “Liebe” eher einen ausgeweiteten Narzißmus, bei dem zwischen zwei Menschen ein Bund gegen die Einsamkeit oder sogar gegen die Welt eingegangen wird.

Zum Schluss – und im letzten Kapitel – nennt er einige Punkte, mit denen die Welt doch noch nicht verloren ist: wir brauchen nur Disziplin, Konzentration, Geduld und müssen die Erlernung der Kunst der Liebe als wichtig ansehen. Wie genau, das sagt er allerdings nicht. Es soll ja schließlich kein Do-It-Yourself-Buch sein…

Standard
Schöne Sätze

Für alle Individualisten

Die meisten Menschen sind sich ihres Bedürfnisses nach Konformität nicht einmal bewusst. Sie leben in der Illusion, sie folgten nur ihren Ideen und Neigungen, sie seien Individualisten, sie seien aufgrund eigenen Denkens zu ihren Meinungen gelangt, und es sei reiner Zufall, dass sie in ihren Ideen mit der Majorität übereinstimmen. Im Konsensus aller sehen sie die Richtigkeit „ihrer“ Ideen.

Der großartige Erich Fromm über Individualisten (aus dem Buch “Die Kunst des Liebens”).

Standard
Denkt niemand an die Tiere?, Schöne Sätze

Denken Tiere?

Humans are the only animals that use tools, we used to say. But what about the birds and apes that we now know do as well? Humans are the only ones who are empathic and generous, then. But what about the monkeys that practice charity and the elephants that mourn their dead? Humans are the only ones who experience joy and a knowledge of the future. But what about the U.K. study just last month showing that pigs raised in comfortable environments exhibit optimism, moving expectantly toward a new sound instead of retreating warily from it? And as for humans as the only beasts with language? Kanzi himself could tell you that’s not true.

All of that is forcing us to look at animals in a new way. With his 1975 book Animal Liberation, bioethicist Peter Singer of Princeton University launched what became known as the animal-rights movement. The ability to suffer, he argued, is a great cross-species leveler, and we should not inflict pain on or cause fear in an animal that we wouldn’t want to experience ourselves. This idea has never met with universal agreement, but new studies are giving it more legitimacy than ever. It’s not enough to study an animal’s brain, scientists now say; we need to know its mind.

Wir Menschen sollten nichts verurteilen, nur weil wir es nicht verstehen. Toller Artikel, via kottke.

Standard
Rezension

Massoud Godemann

Massoud Godemann ist Musiker mit Leib und Seele. Wenn er auf der Bühne auf seiner Gitarre spielt, reist ihn die Musik mit. Massoud hat die hypnotische Wirkung eines Musikers, der seine Musik fühlt und völlig losgelöst spielt. Der Hamburger hat zwei sehr gute Musiker, einen Bassisten und einen Schlagzeuger, um sich versammelt und bildet mit ihnen das Massoud Godemann Trio. Gestern war ich auf ihrem CD-Release-Konzert im Jazzraum.

Die neue Platte ist herausragend. Ich wurde während des Spiels so begeistert, dass ich mir Gedanken, Notizen, Inspirationen in mein Moleskine schrieb. Vor allem der Song “Beta World” regte mich zu einer Interpretation an. Die dumpfen Schläge zu Anfang klingen wie das Brodeln der Erde in seinen ersten Jahrtausenden, wo kein Leben besteht. Langsam nimmt das Stück Tempo auf, das Leben entsteht. Die viele, vielen Töne sind die Arten, die im Laufe der Evolutionsgeschichte entstehen und wieder vergehen. Ich notierte: Vergänglichkeit, Vielfalt, begrenzte Entfaltbarkeit des Lebens, Grenzen des Lebens. Der Titel “Beta World” (ein sehr großartiger, hoch philosophischer, wie ich finde) bedeutet für mich, dass unsere Welt keinen “Ready for shipping”-Status kennt, sondern durch diese Veränderungen der beherrschenden Arten des Planetens in einem dauerhaften Beta-Zustand ist. Der Mensch sollte sich seines gegenwärtigen Statuses nicht zu sicher sein…

Das Gute am Jazz aber ist: die Bedeutung gibst du ihm selbst.

Es wird sicher nicht mein letztes Konzert der Drei gewesen sein. Am Montag spielen sie kostenlos (sic!) bei Michelle Records. Ich werde sicher da sein! Einfach vorbeikommen, es lohnt sich!

Standard
Empörung

Beurteilen

Immer wenn wir irgend etwas tun, beurteilen wir. Vergangene Nacht habe ich mir Gedanken gemacht, wie Beurteilungen von Aussagen und Handlungen funktionieren. Gerne möchte ich euch an meinen Gedanken teil haben lassen:

Aussagen

Eine Aussage steht alleine. Sie ist nur ein Teil einer Bedeutung, nicht die Bedeutung selbst. Derjenige, der die Aussage hört, kennt nicht die komplette Bedeutung desjenigen, der die Aussage tätigt. Doch, ohne diesen Hintergrund, diese Bedeutung zu kennen, beurteilt er die Aussage. Der Hörer richtet und nimmt an. Er beurteilt (weil er nur das beurteilen kann) nur das, was gesagt wurde ohne die ihm verschlossene Bedeutung und stützt seine Beurteilung auf eine Annahme. Diese wird sich nie mit der wahren Bedeutung gleichen, da hier viele emotionale und für andere Menschen nie erfahrbare Komponenten mit reinspielen.

Handlungen

Zuerst einmal sollte man festhalten, dass eine Handlung weder gut noch böse sein kann, sondern ausschließlich neutral. Gut und böse sind subjektive Faktoren, nach denen wir Handlungen kategorisieren, die allerdings bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Begründung: Wenn die größte Missetat auch nur in den Augen einer einzigen Person nicht als solche erscheint, ist die vermeintliche Objektivität von Gut und Böse widerlegt. Auch hier wird wieder beurteilt: Die handelnde Person tut etwas aus ihr im Moment der Tat nachvollziehbaren Gründen – weil ihre Erfahrungen und widerfahrenen Muster keiner anderen Person gleichen. Doch die Person, die die Handlung sieht, tut auch nichts mehr als dies: ihr bleibt Hintergrund und Bedeutung verschlossen. Dennoch richtet und beurteilt sie.

Unser größtes Problem ist, dass wir einander nie verstehen können.

Standard
Rezension

Sterben, um ewig zu leben – der Film “The Fountain”

Vorgestern habe ich “The Fountain” gesehen, ein Film von Darren Aronofsky mit Hugh Jackman und Rachel Weisz in den Hauptrollen. In ihm geht es vordergründig um eine Beziehung zweier Menschen, die allerdings im wahrsten Sinne des Wortes zum Tode verurteilt ist. Wie das mit Kunst – und so bezeichne ich den Film – ist, gibt es am Ende kein wahr und falsch, kein richtig und daneben. Darin geht es um das ewige Leben und das Streben danach, das sich über mehr als tausend Jahre hinzieht. In drei Storylines, in denen die Protagonisten jeweils von Jackman und Weisz gespielt werden, verfolgt man diese Suche. Im 16. Jahrhundert geschieht sie mit geistlicher Hilfe, im 21. Jahrhundert durch die Wissenschaft und dann, in der Zukunft, wiederum durch einen wunderlichen Baum. Ob dieses als benötigte Rückbesinnung der Menschheit auf naturelle, nicht-technische Werte gedeutet werden kann, bin ich mir nicht sicher.

Nun, nachdem das Hauptthema dargelegt ist, sollten nur diejenigen weiterlesen, die den Film gesehen haben. Während des Schauens änderten sich die Interpretationen in meinem Kopf. Zuerst dachte ich, die Frau des Wissenschaftlers hätte den Spanier erfunden, um in ihrer verzweifelten Suche nach einem Weg des Weiterlebens eine Hoffnung zu haben. Am Ende war ich begeistert, schockiert und überrascht: Die Aussage des Films ist eine andere, tiefergehende: Wir leben doch ewig. Sozusagen: Sterben ist nötig, um ewig zu leben. Wenn wir sterben, werden unsere Überreste von kleinen Organismen zersetzt und fließen wieder in den Kreislauf des Lebens mit ein. Wir leben ewig – als Teil der Natur. Klar geworden ist mir das, als der Spanier den Saft des Baumes trinkt, der ihm ewiges Leben verschafft. Anstatt tausende Jahre alt zu werden, wird er allerdings zu Gestrüpp, er vereint sich wieder mit der Natur, Neues entsteht durch seinen Zerfall. Ewiges Leben.

Standard
Empörung, Essay

Über Musik

Es ist erstaunlich, was zum zum Denken anregt: Zu den Klängen von Pink Floyds Dark Side Of The Moon an einem Sonntag Morgen mache ich mir Gedanken über den Stand der Musik in der Welt.

Angeregt wurde ich auch schon durch ein Gespräch von Freitag Abend, wo ein gerade kennengelernter Audiotechniker folgenden Satz formulierte, der sich mir mittlerweile in mein Gehirn gepflanzt hat: “Heutzutage geht es nicht mehr um die Klänge, sondern um die Anzahl der Verkäufe”. Es ging darum, welche hervorragende Qualität Plattenspieler liefern im Gegensatz zu CDs oder erst recht MP3s und dass Songs extra von der Klangbandbreite begrenzt werden (müssen?).

Es kann sein, dass dieser Satz etwas abgewandelt gesagt wurde, da er erst in meinem Kopf die Formen annahm, die er für mich jetzt vertritt. Denn er sagt alles aus, was die Musik seit der Jahrtausendwende für mich verkörpert – und nicht verkörpert.

Dass heute das, was wir unter “Musiker” verstehen, nicht mehr der Singer-Songwriter ist, sondern eine Marionette, die Songs aus einer Massenproduktion erhält und diese interpretiert (was soll das eigentlich bedeuten, bezogen auf etwa Britney Spears? Wo ist ihre “Interpretation”, ihre Deutung?). Wenn ich “heutige ‘Musiker'” sage, meine ich die Chartgrößen. Ich meine nicht die vielen kleinen Bands, die in Deutschland und auf der Welt proben, um ihre Musik zu verbessern, eigene Texte dazu schreiben, experimentieren. Auch nicht die Straßenmusiker und ihr Herzblut.

Das heutige Musikbgeschäft erinnert mich an den Künstler Martin Kippenberger, der seine Werke auch nicht selbst anfertigte und sich einfach durch seine Show, das Drumherum, von anderen Künstlern abhob. Und Erfolge feierte. Doch welche wichtige Bereicherung lieferte Kippenberge der Kunst mit der Kunst, die er nicht selbst anfertigte?

Für mich wird Musik in letzter Zeit immer wichtiger. Mir geht es dabei nicht darum, wie oft ein Stück oder ein ganzes Album verkauft wurde, sondern um den künstlerischen, experimentellen Ansatz daran, die Bedeutung der Lyrics, das Zusammenspiel von ebendiesen und Melodie, schlichtweg: um genau das, worum es den heutigen “Musiker” nicht mehr geht.

Die Musik, die heute produziert wird, verträgt sich nicht mit meinem Hörverhalten. Ich möchte mir nicht stupide Partymucke reinballern à la “Hey, das geht ab” oder “Fire burnin’ on the dance floor” und ich möchte nicht sich wiederholende Loops und Synthesizergedöns – ich möchte Musik. Gitarrenriffs, belastete Stimmen bis zum Äußeren, Kunst. Ja, Kunst.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf versteht man meine Aussage, dass ein wahrer Musiker froh wäre, wenn seine Musik getauscht würde, hoffentlich besser. Denn dem echten Musiker geht es darum, Menschen mit seiner Kunst zu begeistern. Und wenn Menschen seine Kunst nun einmal auf YouTube konsumieren möchten…

Es gibt Augenblicke, da liege ich auf dem Bett, höre ein Musikstück und bin so ergriffen, dass ich die Schönheit dieses Musikstückes über meine Umwelt stelle, abhebe sozusagen. Das ist Kunst.

Standard
Schöne Sätze

“What is written is more important than who writes it”

Why is it anonymous? Many hands write The Economist, but it speaks with a collective voice. Leaders are discussed, often disputed, each week in meetings that are open to all members of the editorial staff. Journalists often co-operate on articles. And some articles are heavily edited. The main reason for anonymity, however, is a belief that what is written is more important than who writes it. As Geoffrey Crowther, editor from 1938 to 1956, put it, anonymity keeps the editor “not the master but the servant of something far greater than himself. You can call that ancestor-worship if you wish, but it gives to the paper an astonishing momentum of thought and principle.”

Großartige Einstellung zum Journalismus, den The Economist da vertritt.

Standard