Nein, das bedeutet nicht, dass diese Filme zwangsläufig in diesem Jahr gedreht wurden, es bedeutet nur, dass ich sie in diesem Jahr zum ersten Mal gesehen habe. Hier eine Liste in nicht geordneter Reihenfolge.
Goodfellas
Fand ihn besser als “Der Pate” – oh, darf man das offen sagen? Als Martin-Scorsese- und Robert-de-Niro-Fan natürlich ein großes Muss.
Magnolia
Versuchen Sie erst gar nicht, diesen Film zusammenzufassen. Man sollte diesen Film gleich zum zweiten Mal schauen und das erste Mal weglassen. Oder rückwärts schauen. Aber auf jedenfall sollte man eine der zahlreichen Seiten lesen, die auf versteckte Anspielungen hinweisen (etwa diese: http://www.metaphilm.com/philm.php?id=96_0_2_0). Ein bedrückender, atmosphärischer Soundtrack – der Spannung aufbaut, wo sonst keine wäre (böse Zunge könnten sagen: wo keine sein müsste). Paul Thomas Anderson (“There Will be Blood”) zeigt uns sein Können. Er hat mir wirklich gut gefallen, wenn ich auch nicht genau weiß, aus welchem Grund. Ich habe unter anderem das Spiel mit Schärfe und Unschärfe geliebt, allerdings war der Film recht lang.
Da ist der Showmaster, der sich mit seiner Tochter zerstritten hat und eine Sendung moderiert, in der von einem unheimlichen Erfolgsdruck getrieben Kinder komplizierte, eigentlich selbst für Erwachsene unlösbare Aufgaben gestellt bekommen. Und Donnie, der selbst erfolgreich an dieser Show teilnahm und vergangenem Ruhm als Wunderkind hinterhertrauert, seinen Job verliert und doch dringend Geld benötigt. Dort gibt es den Pfleger eines sterbenden Mannes, der alles daran setzt, den Alten vor seinem Tod mit dem Sohn, mittlerweile ein ebenso erfolgreicher wie schmieriger Sex-Guru zusammenzubringen. Oder den Polizisten, der kein Glück bei den Frauen hat, bis er schließlich zu einer nächtlichen Rühestörung gerufen wird. Dahinter einen höheren Sinn zu finden, erweist sich als schwierig: Geht es um die Kindheits- und Elternkonflikte? Um die Verfehlungen im eigenen Leben? Oder um Menschen, die Blindheit vor den Problemen ihrer Mitmenschen an den Tag legen? Oder um die Abgründe menschlicher Natur? Ja, ich sagte doch, versuchen Sie erst gar nicht, diesen Film zusammenzufassen.
2001: A Space-Odyssee
Ein unglaublicher Film, von dem und über den ich noch lange (nach)dachte.
Taxi Driver
Ein verstörend-guter Film.
Die Verurteilten
Unter zweifelhaften Umständen als Mörder bezichtigt und verurteilt gelangt der intelligente junge, doch unnahbar und mysteriös wirkende Banker Andy ins Shawshank-Gefängnis, wo er recht schnell “Red” kennenlernt, der von sich selbst behauptet, alles besorgen zu können. Als Genie der Finanzen avanciert er schnell zu einem bei den Wärtern beliebten Hälftling, der auch ihre Steuererklärungen macht. Großartiges Gefängnis-Drama über eine Freundschaft unter schwierigen Bedingungen. Ich sehe in diesem Film eine eindeutige Kritik an dem System “Gefängnis”. So sagt Andy einmal: “Gauner bin ich erst im Gefängnis geworden”. Am besten gefallen hat mit der Charakter “Brooks Hatlen”. Großartig waren aber natürlich auch Tim Robbins und Morgan Freeman.
American History X
Edward Norton spielt zwei Rollen: Zum einen verkörpert er Derek, den brutalen Neonazi-Schläger, zum anderen Derek, den engagierten Aussteiger, der seinen Bruder vor einer ähnlichen Laufbahn bewahren will. “American History X” ist ein Drama über die Beziehung zweier Brüder. Ihre Geschichte wird durch Rückblenden erzählt, jeweils durch einen Wechsel von Bunt- zu Schwarzweißfilm gekennzeichnet.
Sin City
“Sin City” ist ein düsterer Film mit Starbesetzung, der sich die ganze Zeit über in einer Endzeitstimmung bewegt. Die Stadt der Handlung, “Sin City”, ist ein modernes Sodom und Gomorrha. Gewalt und Perversion sind an der Tagesordnung. In mehreren kleinen Episoden wird aus dem Leben einiger Bewohner dieser Stadt berichtet. Sie treffen sich nicht, vermutlich kennen sie einander nicht einmal. Einzige Verbindungsstücke sind Tänzerin Nancy und der Kanibale Kevin, die in zwei Episoden auftauchen, sowie der ehemalige Sträfling Marv, den man in einer anderen Episode kurz in der Bar sitzen sieht. Nichts verbindet sie; nichts, außer die Gewalt – und natürlich der Mut. “Sin City” strotzt vor mutigen Helden, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um eine entführte Elfjährige aus den Klauen eines Pädophilen zu befreien, um den Mord einer Geliebten zu rächen oder um die eigene Freundin vor ihrem Ehemaligen zu beschützen.
Der Film erinnerte in Teilen in seiner Absurdität an “Pulp Fiction”, nicht zuletzt durch die (kleine) Mitarbeit von Quentin Tarantino und dessen Freundschaft zu Regisseur Robert Rodriguez, kann jedoch mit “Pulp Fiction” nicht mithalten. Die handelnden Personen bewegen sich stets auf dem schmalen Grat zum Wahnsinn, Teile der Realität werden mit fiktiven Geschehnissen vermischt. Die Kameraführung, Schnitte und Einstellungen waren für mich neu, ein großartiges Zusammenspiel aus Licht und Schatten – eine Vermischung aus Schwarzweiß- und Buntfilm brachte auch die Colorkey-Technik. Frank Miller lieferte mit seinem gleichnamigen Comic die Vorlage, die gezeigten Episoden entstammen den einzelnen Büchern. Groß ist die Inszenierung eines Comics mit menschlichen Schauspielern, etwa der Einblick in die Gedankenwelt der Charaktere durch gesprochene Gedanken (Voice-Over). Die Kameraführung alleine würde 100% einbringen, allerdings fand ich die Story nicht ganz so gut, 80%. Insgesamt 90%.
There Will Be Blood
In dem Ölmann Daniel Plainview steckt ein profitsüchtiger Gauner, wenn er mit seinem Adoptivsohn H.W. versucht, Grundbesitzer die Bohrrechte dadurch abzuluchsen, dass er als fürsorglicher Familienmensch oder als Wachteljäger ausgibt. Mit einem für unsere Ohren außergewöhnlich klingendem Soundtrack, der optimal in das Geschehen passt und schon gleich in der ersten Szene mit den zwei Bergen im Hintergrund wie eine Anspielung auf die ersten Minuten von Stanley Kubricks “2001 – Odyssee im Weltraum” wirkt (das Ende soll dem Regisseur zufolge wirklich eine Hommage an den großen Regisseur Kubrick sein). Daniel Day-Lewis spielt so gut, dass ich an einer Stelle Gänsehaut hatte. Quentin Tarantino meint, der Film funktioniert sogar als Metapher für den Beginn des Kapitalismus.
Clockwork Orange
Die Geschichte des jungen Alex beginnt schleppend. Von seiner ehemaligen Gang als zu autoritär fallen gelassen kommt er ins Gefängnis. Dort lernt er von einer neuartigen Methode, ihm seine kriminellen Triebe auszutreiben und einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Eine düstere Welt voll tragikomischer Momente, die sich erst in der zweiten Hälfte, nach Haftentlassung von Alex, in ihrer vollen Pracht entfaltet.
Das Leben des Brian
Der vielleicht witzigste Film, den ich kenne. Es gab selten einen Film, bei dem ich konstant so viel gelacht habe. Die ersten zwei Drittel sind besser als das letzte.