Im August flog ich für zwei Wochen nach Island, der Vulkaninsel kurz vor dem Polarkreis. Von Reykjavík, der nördlichsten Hauptstadt der Welt, fuhren wir zehn Tage im Mietwagen die einmal um die Insel führende Ring Road entlang. Einige Beobachtungen.
Die ersten Tage verbringen wir in Reykjavík. Die Vororte bestehen nur aus Highways und Shoppingzentren. Wir fühlen uns etwas unwohl. In der Innenstadt sammeln sich unendlich lange, kleine Einkaufsstraßen mit winzigen Geschäften und einzelnen Souvenirshops, dann wieder Bars von der hervorragenden Qualität, wie ich sie nicht vermutet hätte. Reykjavík kann sich nicht entscheiden, ob es eine zu kleine Großstadt oder eine zu große Kleinstadt sein möchte.
Als wir zu unserer Reise aufbrechen, haben wir kaum etwas geplant. Wir wollen soweit fahren, wie es für den Tag sinnvoll ist. In der ersten Nacht schlafen wir mit unserem Auto in einem Feld – Law of Survival. Beim Hochfahren des kleinen Weges, den wir gestern zum Feld hinunterfuhren, bleibt das Auto in Schlamm und Gras stecken. Auch Anschieben hilft nicht. Nachdem wir einige Dinge versucht haben, gehen wir zum nächstgelegenen Bauernhof.
Der Bauer redet kaum und zögert nicht: Er steigt in seinen Kombi, deutet uns dazu zu steigen und fährt bis zum Acker, der sich als seiner herausstellt. Zusammen mit ihm schiebe ich das Auto frei. Während wir uns noch unsere Erleichterung zeigen, fährt er schon wieder vom Feld – wir fahren ein Stückchen hinterher. Er biegt ohne weitere Worte oder Geste wieder zu seinem Hof ab und wir sehen ihn seine Arbeit wieder aufnehmen. Wir hupen einmal.
In Island ist die Kälte eine andere. In Deutschland gibt es Jacke-und-ein-Pullover-kalt, in Island auch Jacke-und drei-dicke-Pullover-kalt. Doch an einigen Tagen wird es auch warm – so lange die Sonne nicht hinter den Bergen verschwunden ist.
Ich denke über die isländische Gesellschaft nach. Natürlich, das extreme Wetter und die oft unwegsame Landschaft prägen. Naturgewalten, mit denen gelebt und die — soweit möglich — im Zaum gehalten werden müssen. Rau. Es wird getrotzt.
Uns begegnet in Island so viel Vertrauen. Vielleicht ist es eine ›Was soll schon passieren?‹-Einstellung, die isländische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erklärt. Die Insel ist so klein und familiär, dass sich seine Bewohner sagen: »Was soll hier bitte schon passieren?«
Gleichgültigkeit, allerdings eine positive, ist allen Isländern, die wir treffen, anzumerken. Zwar ist hier das Leben besonders hart, aber es wird hier nicht allzu ernst genommen. Jedoch nicht auf die südeuropäische Art der Ausgelassenheit, eher auf die nordeuropäische Art der Gelassenheit. Ruhe. Besonnenheit.
Die reykjavíksche Kaffihús-Kultur gefällt mir. Die süßen, gemütlichen kleinen, unabhängigen Cafés hier strahlen Charme aus. Ob das Babalú, das Reykjavík Roasters mit Third-Wave-Kaffee oder das Kaffibarinn — sie alle haben etwas Besonderes.
Vielleicht ist es die Nostalgie des schon von seinem Abschied Wissenden, die mich Reykjavík an diesem letzten Tag (endlich, müsste man fast sagen) ins Herz schließen lässt, vielleicht habe ich diese Stadt auch jetzt erst erfasst, wo ich das andere Island kennenlernte. Reykjavík ist anders und gehört doch dazu.
Die Busfahrerin des Busses, mit dem wir zu unterer Unterkunft fahren, erwidert auf unser unpassendes Fahrgeld: »I never change«. Ich hoffe es, Island, denn ich komme sicher wieder.
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Hi!
Schön dass dir Island gefallen hat. Leider bist du einer Medienente aufgesessen mit dem Law of survival, das gibt es so in Island nicht. Jedem Autofahrer ist zuzumuten bis zum nächsten Campingplatz zu fahren oder den Besitzer des Landes zu fragen.
Im Land selbst wächst bei den Bewohnern zunehmend der Unmut über das Verhalten von Touristen, die sich wie selbstverständlich alle Freiheiten rausnehmen.
Vielleicht kannst du das in deinem Bericht richtigstellen, das wäre sehr nett.
Marled
Wie Marled schon schrieb: Ein sogenanntes “Law of Survival” gibt es auf Island nicht, auch nicht eine Art Jedermannsrecht wie in Skandinavien und Schottland. Als motorisierter Reisender MUSS man die Campingplätze anfahren. Fast jeder qm Land auf Island ist in Privatbesitz, auch wenn es nicht auf Anhieb ersichtlich ist. (Selbst der Eyjafjallajökull gehört einem Farmer. ) Einfach so irgendwo zu campen und sich auf ein nicht existierendes “Law of Survival” zu berufen ist nicht nur unhöflich, sondern auch illegal. Die Isländer sind zunehmend angenervt von den Touristenmassen, die sich so benehmen, als gäbe es keine Regeln. Ausserdem verträgt die arktische Natur mit ihren ganz kurzen Wachstumsperioden so ein Verhalten auch nicht.
Also bitte stelle es in Deinem Beitrag richtig. So wie es jetzt da steht, rufst Du quasi zu einer Straftat auf und trägst dazu bei, dass die frühere Offenheit und Freundlichkeit der Isländer gegenüber Reisenden mit jeder Saison am Schwinden ist. Danke.
Zwei anonyme Kommentatoren vs. Wikipedia: »In Scotland and the Nordic countries of Finland, Iceland, Norway and Sweden as well as the Baltic countries of Estonia, Latvia and Lithuania the freedom to roam may take the form of general public rights which are sometimes codified in law.« und diverse Internetquellen (»n Island gibt es formal kein Jedermannsrecht, wildcampen wird aber i.d.R. toleriert und ist nicht ungewöhnlich.« via http://wikitravel.org/de/Island). Von daher sehe ich mich nicht gezwungen, irgendetwas richtig zu stellen 🙂
Hallo Timo!
DIe Verwendung des Smileys zeigt ja, dass du einer der ganz Lustigen bist … und aufgrund eines wikipedia-Artikels und einem “Isch happ das abba kehört” glaubst du tatsächlich, dass es ein Gesetzt gibt, das Campen überall + Stehlen erlaubt? Du glaubst das im Ernst ?!
Die Gründe warum man nicht überall (und es geht mir insbesondere um diese Beliebigkeit) aus Island campen darf, haben Dir die beiden vorherigen Kommentatorinnen schon ausführlich genug dargelegt.
Ich kann es dir aus meiner durchaus reichlichen Erfahrung mit diesem Land auch nur bestätigen. Man kann dort campen (auch abseits der Campingplätze), aber längst nicht überall! Und falls Du motorisiert bist, gibt es auch nur sehr selten dafür die Notwendigkeit.
Ich kann es in ganz geringen Maße verstehen, dass du – da offensichlich vollkommen uninformiert vor der Reise – das Gerede von einem derartigen Gesetz tatsächlich geglaubt hast. Hört sich ja irgendwie nett an – diese komischen Isländer, da darf man alles …
Aber nachdem du nun aufgeklärt wurdest und auch die Gelegenheit hattest dich zu informieren (nein, kurz mal wikipedia googeln ist nicht informieren) ist es ziemlich unverschämt darauf noch zu beharren.
Noch was, wenn Du so scharf drauf bist “genaue Quellen” zu haben: Wo im isländischen Gesetzbuch steht das denn? Wenn Du DIch auf eine so obskures Gesetz beruftst und von Kritikern verlangst, sie sollten Dir Quellen nennen, hast Du versäumt zunächst Deine Quellen anzugeben.
Ich hoffe mal, dass du Island künftig fern bleibst.
Bernd
»Ich hoffe mal, dass du Island künftig fern bleibst.«
Ich hoffe mal, dass du meinem Blog künftig fern bleibst.
Und dafür, dass der Eyjafjallajökull in Privatbesitz ist, fehlt mir auch die Quelle.
Interessant übrigens, wie alle negativen Kommentatoren über einen Link in einem Island-Forum im Thread »Wird Island zu populär?« kommen. Anders gesagt: Elitäre “Ich fand Island aber vor dir schön”-Urlauber trollen hier rum, weil sie nicht wollen, dass andere (wie z.B. ich) auf die Schönheit Islands hinweisen. Durchsage: Ihr seid *nicht* die Ersten, die Island entdeckt haben. Nein, nein.
غلام نمی توانم با این مقاله تشت
یا موافقت کنم برای این که خرد
کافی درون زمینه این مقاله و بلاگ ندارم
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