Discovering the good things in life

Auf dem Weg zu gutem Bier.

Jahrelang sah ich Biertrinken nur als Weg an, relativ kostengünstig und doch gleichzeitig nicht zu schnell betrunken zu werden. Oder, um nach einem anstrengenden Tag noch ein, zwei Stück bei Sonnenuntergang auf dem Balkon zu genießen.

Doch dann hatte ich einige Erlebnisse, die an dieser Einstellung rüttelten.

Das erste Erlebnis war in Irland. Ich besuchte einen guten Freund von mir in Dublin und einen Abend gingen wir in einen leeren, nicht allzu traditionellen Pub. Er hatte eine große Auswahl an Bier und überfordert griff ich einfach wahllos zu.

Das Bier hieß O’Hara’s und ich weiß noch wie verwundert und euphorisiert ich darüber war, dass dieses Pint Bier so ganz anders schmeckte als alles, was ich aus Deutschland gewohnt war. Ich schmeckte Espresso raus. Ich glaubte meinem Geschmack nicht. Noch einmal schaute ich in die Karte. Und tatsächlich: auch hier wurde ein Espresso-Geschmack angepriesen.

Zurück in Deutschland verging einige Zeit.

Dann saß ich auf einmal mit besagtem Freund in einem temporären Bar-Projekt in der Schanze, wir tranken Brewdog Punk India Pale Ale (IPA) vom einzigen in Deutschland verfügbaren Fass aus sonderbaren Biergläsern und unterhielten uns über kaltgebrauten Kaffee – Cold Drips.

Während ich mein Bier trank, passierte etwas: Diese fruchtige Flüssigkeit war so ganz anders als jedes Pils, Weißbier oder Helles, das ich je getrunken hatte.

Ich beschloss, mich in das Thema einzulesen, mehr damit zu beschäftigen.

Eigentlich passt alles perfekt: ich mag Zigarren, Edelbitterschokolade, guten Fairtrade-Bio-Tee, ausgefallene Speisen, höre meine Musik gerne analog, mache Fotos mit einer alten, analogen Kamera, mein Gewürzregal nimmt die halbe Küche ein und ich kann über Rebsorten der New-World-Weine referieren. Warum also – frage ich mich jetzt im Nachhinein – habe ich bei all diesem Streben nach dem bestmöglichen Erlebnis nie meinen Konsum von mittelmäßigem Bier infrage gestellt?

Es ist ähnlich wie bei Third Wave Coffee, bei der es darum geht, »coffee as an artisanal foodstuff, like wine, rather than a commodity« anzusehen. Qualitativ hochwertig anstatt Massenware. Handwerk. Craft Beer.

Da war dieser Begriff. Craft Beer. Ein Begriff, den in Deutschland die Hamburger Ratsherrn-Brauerei versucht, für sich zu besetzen. Auch wenn sie das genau genommen nicht sind, man muss ihnen zugute halten, dass sie die dazugehörige Kultur fördern und verbreiten.

Ein paar Tage später kaufte ich im Craft Store Hamburg vier IPAs. Jenes eigentümliche Bierglas aus dem Bar-Projekt, von dem ich zwischenzeitlich gelesen hatte, dass es den Geschmack besonders entfalten lässt, heißt Teku und war nun auch in meinem Einkaufskorb.

Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft bedachter und gezielter Bier zu trinken. Weniger Standard-Pils. Und vor allem: Bier weniger als Mittel zum Zweck ansehen.

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3 thoughts on “Auf dem Weg zu gutem Bier.

  1. Pingback: Brooklyn bound L train | Leben mit Untertiteln.

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