Unterwegs

Impressionen aus Zürich

Als Erstes stechen in Zürich die Baustellen ins Auge. Überall Kräne, Gerüste. Doch: in Zürich riechen sogar die Baustellen gut.

Viele Straßen sind einbahn, sie wirken aber nicht beengend. Ich habe Schwierigkeiten, einen Kaffee zu bestellen. Sie wiederholt, dieses Mal süß-genervt aber hochdeutscher: »Noch – etwas – dazu?«.

Allgemein verstehe ich hier gar niemanden. Man bemüht sich, besonders wenn ich rückfrage, aber es wird nicht besser. Oft weiß ich nicht, was mein Gegenüber sagt, wobei mir das das Wie gefällt.

Viele reden Englisch, manche weil sie sich zwischen den offices in Frankfurt oder Zürich für Zürich entschieden haben, sie zwar deutsch können, aber man sich hier auf Englisch besser versteht.

Es riecht übrigens in der ganzen Stadt gut, nicht nur auf den Baustellen. Und selbst hässliche Häuser sind in Zürich nicht ganz hässlich. In Zürich ist alles von Feingeistern gut durchdacht: die Beschilderung am Flughafen, Bushaltestellen, öffentliche Gebäude, Logos, Straßen.

Die Ampelphasen sind kürzer als in Deutschland: Rot, grün, rot, grün. Statt rooooot, grüüüün, rooooot, grüüüün. Um den Paradeplatz herum rollt in einer Grünphase ein Porsche nach dem anderen an mir vorbei. Wie ich einer Straße mit etwas mehr als genug Herrenausstattern folge, sehe ich ihn an meinem zweiten Tag dann endlich: den Zürichsee.

Eine Stadt ist nur mit ordentlich Wasser vollständig, haben mich sieben Jahre Hamburg gelehrt. Wasser kommt manchmal auch noch von oben dazu. Das ist nun mal so, haben mich eben diese sieben Jahre in Hamburg gelehrt.

Die Zürcher haben etwas zu große Regenschirme, die Touristen etwas zu bunte, mit denen sie nicht umgehen können.

Am Abend wird zum leicht wummernden Bass ein Aperitif genossen. Jeder Bekannte, der vorbei kommt, wird mit drei Küsschen begrüßt und mit dem dritten auch direkt wieder verabschiedet. Man kennt sich, aber zu erzählen gibt es nicht viel.

Mein Eindruck von Zürich: Zürich ist eine Stadt im Wandel, das fällt besonders in Kreis 4 und 5 auf und nirgends so explizit wie an der Europaallee. Und vieles hier habe ich schon einmal gesehen: Zürich hat die kleinen Gässchen von Stockholms Gamla Stan, die vielen Flüsse und Gräben von Kopenhagen und Hamburg, die prächtigen Bauten von Paris, die Schwere von London, die kleinen Piazzas aus Call me by your names Italien.

Es gefällt mir. Zürich ist unkompliziert.

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