So alt wie der Journalismus selbst ist auch die Suche nach einer Finanzierungsmöglichkeit. Das war verständlich: Preise konnten gesenkt und dadurch die Reichweite und Leserschaft vergrößert werden. Mit dem Verkauf von ‘Platz’ in gedruckten Medien – und später Radio und Fernsehen – fand er ein Geschäftsmodell, das sich über lange Zeit als äußerst ertragreich herausstelle. So lange Platz, und damit verbunden Aufmerksamkeit, begrenzt war.
Nun haben wir mit dem Internet ein Medium, das die Rolle, die von der Gesellschaft zuvor Zeitungen zugewiesen wurde, nicht nur ablöst, sondern ihre Mechanismen hinterfragt oder gar aufbricht. Darunter die Verknappung von Platz. Werbetreibende sind zur Erreichung einer Aufmerksamkeit nun nicht mehr auf den Journalismus als Mittler angewiesen, sondern können eigene, in Konkurrenz stehende Publikationen aufbauen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ein Geschäftsmodell, das rein auf der Vermarktung von ‘Platz’ fußt, kein nachhaltiger Weg sein kann, digital zu wirtschaften.
Wohin es führt, wenn dieses fragile Geschäftsmodell dennoch weiter als Basis dient, ist an der derzeitigen Debatte über mobiles Ad Blocking zu erkennen. Können Desktop-Nutzer bereits seit Jahren vor allem Display-Werbung (Banner) ausblenden, so können es jetzt durch ein Update von Apples iOS auch erstmals mobile Nutzer. Ein Aufschrei ging durch die Verlagslandschaft.
Was oft verkannt wird, ist allerdings, dass Ad Blocker nicht neu sind. Sie sind lediglich effizienter darin, verglichen mit Menschen, zu tun, was diese schon immer getan haben: Werbung ignorieren. Bereits vor dem Internet haben Menschen Print-Anzeigen einfach übersprungen oder in Werbeblöcken im Fernsehen oder Radio auf einen anderen Sender geschaltet.
Zur Erinnerung: Die Welt ändert sich. Geschäftsmodelle ändern sich. Während die Werbebranche effizientere Targeting-Modelle, verschiedene Möglichkeiten des Native Advertisings und qualitativen Output an Werbung liefern muss, ist vor allem der Journalismus gefragt.
Die Aufgabe eines Verlagshauses im 21. Jahrhundert ist, herauszufinden, wie. Das funktioniert nur mit Investitionen und Experimenten. So wie es vor allem in den Vereinigten Staaten rund um die dortigen Speerspitzen der journalistischen Revolution Buzzfeed, Vox und Vice geschieht. Die drei haben vor allem eines gemein: Sie haben gelernt, wie Journalismus heute funktioniert. Und dass Ad Blocking ihnen reichlich egal sein kann.
“Werbetreibende sind zur Erreichung einer Aufmerksamkeit nun nicht mehr auf den Journalismus als Mittler angewiesen, sondern können eigene, in Konkurrenz stehende Publikationen aufbauen.”
Und, eventuell noch gefährlicher, sie können den Platz (die Aufmerksamkeit) auf Plattformen kaufen, die skalierbarere und damit günstigere Modelle zur Generierung von Aufmerksamkeit haben: Nämlich bei Anbietern, die die Platform und nicht die Inhalte selbst bereit stellen wie Facebook, YouTube, die Google-Suche oder Twitter.