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Interview über die Piratenpartei

Das Interview wurde von einer Journalistensch&uuml;lern an der Journalistenschule in M&uuml;nchen gef&uuml;hrt. <br />

1. Sind Sie Pirat und wenn ja, seit wann?

Nein. Meine Wahlentscheidung für oder gegen die Piraten fiel bei der Bundestagswahl auch erst zehn Minuten vor meinem Kreuzchen. Es war sehr schwierig. Auf der einen Seite eine Partei, bei der ich mich mit allen Punkten identifizieren kann, die aber nur ein Thema hat, auf der anderen eine Partei, mit der ich etwa 90 Prozent übereinstimme, die aber alle wichtigen Themen besetzt.

2. Aus welchem sozialen und politischen Umfeld kommt Ihrer Meinung nach das durchschnittliche Parteimitglied?

Gut gebildet, männlich, um die 30, ehemalige Grüne oder Linke. Das klingt sehr klischeemäßig, aber so stelle ich mir den typischen Pirat vor.

3. Waren Sie schon früher politisch engagiert, bzw. Parteimitglied bei einer anderen Partei? Wenn ja: Warum haben Sie die Partei gewechselt?

Ich knüpfe politisches Engagement nicht zwingend an parteipolitisches Engagement. Ich bin ein politischer Mensch, doch ich habe nie einer Partei angehört und denke, ich würde auch vor jeder Wahl meine Stimme erneut überdenken.

4. Für wie engagiert halten sie die Parteimitglieder? Ist ein im Durchschnitt stärkeres Engagement als bei anderen Parteien zu beobachten?

Ich denke, bei anderen Parteien sieht man aufgrund der Masse an passiven Parteimitgliedern die Blüten derjenigen nicht mehr, die aktiv partizipieren. Bei den Piraten sieht man sie. Aber generell kann man schon sagen, dass die Piraten wirklich aktiv sind, auch mit Ständen in den Fußgängerzonen oder auf Demonstrationen. Ich mag aber nicht beurteilen, ob dieser verstärkte Aktiv-Gestalten-Drang nicht auf alle neugegründeten Parteien zutrifft.

5. Neben der spezifischen Themenwahl der Piraten, die sie ganz klar von den etablierten Parteien unterscheidet, können Sie mir die Andersartigkeit der Piraten mit ein paar Worten erklären?

Auch wenn es teils in Chaotische ausarten kann, wie man beim Bundesparteitag der Piraten gelernt hat, leben sie die Demokratie. Jedes Mitglied war gleichberechtigt und jedem stand Redezeit zu. Das hat mich sehr beeindruckt.

6. Wie werden Sie von anderen Parteien wahrgenommen? Erfahrungen?

Guido Westerwelle von der FDP und ich meine mich zu erinnern, auch Gregor Gysi von den Linken, haben im Wahlkampf davon gesprochen, dass jede Piraten-Stimme eine verschenkte Stimme wäre. Angela Merkel spricht von “Meinen Freunden aus dem Internet”, wenn auf ihrer Wahlkampfveranstaltung junge Menschen mit Piraten-Flaggen anwesend waren.

7. Wird die Partei auf der politischen Bühne bestehen können? Ist der Name dabei nicht eher hinderlich?

Der Name ist Außenstehenden schwer zu vermitteln, das gebe ich zu. Nicht jeder Bürger weiß, dass “Pirat” hier nichts mit Somalia oder Klaus Störtebeker zu tun hat, sondern als – so habe ich das verstanden – Verballhornung der Bezeichnung “Piraten” für Raubkopierer. Dass die Piratenpartei aus dem ähnlich klingendem “The Pirate Bay” heraus gegründet wurden, ist übrigens ein oft verbreiteter Trugschluss. Die beiden Institutionen stehen in keiner Verbindung zueinander.

Leider wage ich auch nicht zu beurteilen, inwieweit der Name Protest- und Spaßwähler anlockt, die einfach bei den Piraten ihr Kreuz machen, weil der Name lustig klingt. Allzu viele dürften es aber hoffentlich nicht sein. Und die CDU wird ja auch von vielen nur gewählt, “weil wir das immer so gemacht haben”.

8. Kann man die Piraten als die “Grünen des 21. Jahrhunderts” bezeichnen?

Leider war ich bei der Gründung der Grünen gar nicht geboren. Das kann ich leider nicht beurteilen. Was die Grünen aber erreicht haben: Das Thema Umweltschutz steht nun überall auf der Agenda. Das erhoffe ich mir auch von der Piratenpartei.

9. Welche konkreten Ziele verfolgt die Partei nun nach der Wahl? Welche Themen werden Sie in Kürze in ihr Programm aufnehmen?

Das kann ich nicht sagen, da ich zuwenig Einblick habe.

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