Empörung

Es ist einfach, Mehrheit zu sein.

Es ist sehr leicht, sich als weißer, heterosexueller, europäischer Cis-Mann mit einem kalten Bier in der Hand zurückzulehnen; sich selbst zwischen zwei Schlücken aus der Flasche zu sagen »Die sollen sich mal nicht so anstellen! Wenn die so wären wie jeder andere auch, normal, dann hätten die diese Probleme doch gar nicht!«.

Es ist so leicht, all das Unrecht und das Leid nicht zu sehen, das täglich geschieht. Es ist viel schwieriger, sein Handeln zu reflektieren, sich mit Ausbeutung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Verfolgung und ihren Mustern und Mechanismen zu beschäftigen, sie, wo und wann sie auftreten, zu erkennen und dann aktiv zu versuchen, sie zu tilgen.

Misha Anouk schrieb zum Suizid von Leelah Alcorn diese bewegenden Worte:

»Es ist einfach, über Profx zu lachen. Es ist einfach, auf die Straße zu gehen gegen eine Reform des Sexualkundeunterrichts. Es ist einfach, Menschen, die anders sind, die gleichen Rechte zu verweigern, wie wir Stromlinienförmigen sie haben.

Es ist einfach, ein Matthias Matussek zu sein, einfach, eine Birgit Kelle zu sein, einfach, ein Martenstein zu sein. Es ist einfach, gegen die 0,4 Prozent der Bevölkerung auf die Straße zu gehen. Es ist verdammt einfach, nicht ein Mensch wie Leelah Alcorn zu sein.

Es ist immer einfacher, das, was wir nicht verstehen, abzulehnen.«

Treffend. Es gibt viel, das ich nicht nachfühlen kann. Es ist jedoch ebenso einfach, zumindest zu versuchen, zu verstehen.

Das kann damit anfangen, sich täglich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und sich zu informieren. Blogs zu besuchen wie queer.de, Everyday Feminism, Kleinerdr3i, Mädchenmannschaft. Comics zu lesen wie Assigned Male. Leuten zu folgen wie Kübra Gümüşay, Brianna Wu (Stichwort: Gamergate) oder Jessica Durling. Organisationen wie Pro Asyl oder Endstation Rechts.

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