Mitte März flog ich zum ersten Mal seit neun Jahren in die USA und zum ersten Mal überhaupt verbrachte ich Zeit an der Ostküste. Einerseits war ich natürlich schon oft hier – durch Filme, Friends, Seinfeld und 90er-Jahre-Rap – andererseits überkam mich schon etwas, das man vielleicht Paris-Syndrom nennen könnte, als ich aus der Penn Station kam und mir die volle Ladung Manhattan ins Gesicht geknallt wurde.
Callahan
Eine ähnliche Begebenheit wie vor sieben Jahren mit Nick Cave hatte ich vergangenes Wochenende mit Bill Callahan, der sich früher Smog nannte. Nachdem ich ihn erstmals entdeckte, habe ich mir direkt einige Alben gekauft–gekauft, da Bills Label Drag City seine Musik nicht auf Streamingdiensten zur Verfügung stellt–und höre diesen großartigen Poeten seitdem auf Repeat. Neben dem oben verlinkten Artikel gibt es noch eine weitere schöne Einführung in seine Diskographie. You’re welcome.
Potsdam
Am Feiertag war ich mit einer guten Freundin in Potsdam, das ja von Berlin aus nur eine halbstündige S-Bahnreise entfernt ist. Ich war als Kind schon einmal in Potsdam, allerdings habe ich selbst keine Erinnerungen mehr an diesen Besuch, nur an die Geschichten vom Besuch – schließlich werden Verwandte nie müde, einen daran zu erinnern, wenn man mal als Kind irgendwo in einem Brunnen gebadet hat und von der Parkaufsicht streng ermahnt wurde.
Ein paar Eindrücke.
Ein Abend in Moabit
Wir stolpern aus einer Bar, wie sie von fehlender Aufgeregtheit in Moabit gerade aus dem Boden sprießen. Noch ein Bier am Späti, haben wir gesagt.
Mein Bekannter kennt den volltätowierten Späti-Betreiber, der uns augenblicklich in einem Hinterzimmer seinen aktuellen Rap-Track auf dem iPhone vorspielt und dabei genüßlich raucht. Der Song: Gesungene Autotune-Hook, moderner Trap-Beat, Drake-Flow. Wie man das heute halt macht.
Er sagt: In seinem Musikvideo dazu sollen wir Polizisten spielen. Er braucht ein paar Deutsche. Keine Schränke, einfach Deutsche. Zehn bis zwanzig Minuten, diesen Freitag. Mein Bekannter und er tauschen Nummern aus. Ich (Brille, wie er mich nennt) halte mich bedacht zurück.
Wir verabschieden uns und mit jeweils einem Hellen in der Hand gehen wir zur nächsten Häuserecke. Hier sitzt – zufällig – die Freundin meines Bekannten auf dem Boden, unter sich und auf ihr eine Wolldecke. Zu ihrer Linken eine gute Freundin, ebenso eingepackt, auf der anderen der Eisverkäufer von der Eisdiele gegenüber.
Osama, so sein Name, hatten sie zufällig kennenlernt, wie sie da so saßen mit ihrem Wein und in ihren Decken. Er gesellte sich dazu, trank mit.
Mir fällt die rote Rose auf, die jede der zwei Freundinnen in ihrer Hand hält. Solche, die in Großstädten gern (natürlich für einen entsprechenden Preis) überreicht werden. Da Osama den Rosenverkäufer kannte, haben die zwei sie allerdings kostenlos bekommen. Ach, im Laufe des Abends war auch noch kurz der Friseur von der Ecke da.
Doch der ist höchstens eine Randfigur für die Geschehnisse des Abends.
Sherlock: Mentale Vorgänge filmisch abbilden.
Dass die aktuelle Staffel der großartigen Serie Sherlock einige großartige Szenen enthält, sehe zum Glück nicht nur ich allein so. Nerdwriter hat in einem Video meine Lieblingsfolge der Staffel auseinander genommen und spricht darin darüber, wie die Filmemacher mit großartigen Shots, durch Perspektiven und den Einsatz von speziellen Objektiven die mentalen Zustände des Hauptcharakters gezeigt haben.
Die alte Frau am Fenster
Früher sah ich oft eine alte Frau am Fenster stehen. Sie stützte die Arme auf die Fensterbank und tat nichts, außer schauen. Manchmal weit in die Ferne, manchmal direkt in mein Gesicht.
Im Fenster neben ihr saß ein Wellensittich in seinem viel zu kleinen Käfig. Zwar war es dieselbe Wohnung, doch beide waren nie an einem Fenster, immer war der Vogel an dem einen, die alte Frau an dem anderen.
Den genauen Zeitpunkt, an dem ich aufhörte, die alte Frau am Fenster zu sehen, nahm ich gar nicht wahr. Da war ja noch der Vogel. Es gab nie den Gedanken: ›Oh, die alte Frau ist nicht am Fenster‘. Erst später fiel es mir auf: ihr Fenster war plötzlich leer, während der Wellensittich nach wie vor in seinem zu kleinen Käfig hüpfte dort in seinem zweiten Fenster.
Dann, von einem Tag auf den anderen, war auch er verschwunden.
Podcast des SWR2 über Tierethik.
Toller Podcast vom SWR2 darüber, wie unsere Einstellung gegenüber Tieren auf Jahrhunderte alten Ansichten basiert und nichts mit aktueller Kognitionsforschung und Ethikverständnis zu tun hat.
Wir dürfen vitale Interesse (Leben) nicht weniger gewichten als triviale Interessen (Fleisch, Milch, Eier).
Deshalb: Tieren in unsere moralische Gruppe heben und ihnen gewisse Rechte zugestehen, darunter selbstverständlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Barcelona in Bildern.
1998 war ich auf Mallorca, aber abgesehen von diesem einen Urlaub, der in meinen Erinnerungen kaum noch vorkommt, war ich noch nie in Spanien. Umso spannender diese einwöchige Reise nach Barcelona. Doch anstatt Worte verliere ich dieses Mal Bilder, die ich dort geschossen habe. Keine Sehenswürdigkeiten und doch sehenswert.