Rezension

Lynch.

Gestern schaute ich mit Freunden Mulholland Drive, den viel gefeierten Film des etwas wunderlichen amerikanischen Regisseurs David Lynch. Ich sah ihn bereits ein Mal – im Jahr 2009 – und schrieb auch darüber.

Seit 2009 habe ich mich etwas mit Lynchs Oeuvre beschäftigt. Lost Highway, Blue Velvet, Eraserhead, Twin Peaks (Serie und Film). Spätestens seit Twin Peaks kann ich behaupten, Lynch anzuhimmeln. Die in allen seinen filmischen Werken (und auch seiner Musik) gezeichnete Atmosphäre, die poetische Schönheit, der atemberaubende Stimmungsaufbau begeistert mich.

Mulholland Drive war damals mein erster Lynch. Der Film verkörpert (für mich) die Suche nach der verlorenen Identität. Er ist das Leben, das wir gern führen würden und das Leben, das wir führen. »There is no band, there is no orchestra, it is all an illusion«, sagt der Magier im Theater.

Die gleichen Personen in Mulholland Drive sind in der Traumfabrik Hollywood mal Verlierer, mal Gewinner. Ihre gesellschaftlichen wie eigenen Rollen sind in den zwei Abschnitten (in die der Film ‘eingeteilt’ ist) getauscht. Das könnte sinnbildlich für Hollywood stehen: Die Ups and Downs, die Vergänglichkeit von Erfolg.

Man kann auch argumentieren, dass Mulholland Drive die Revision des Passierten ist: Es gibt die Möglichkeit, noch mal von Neuem zu beginnen. Vielleicht durch einen Zufall, eine Abweichung von der Vorherbestimmung, eine kurze Unruhe der determinierten Geschehnisse.

Es ist ebenfalls wichtig, ‘Zeit’ bei Lynch nicht als linear ablaufend zu verstehen, sondern als vielschichtige Dimension. Das Universum bietet Alternativrealitäten. Wenn wir Filme von David Lynch schauen, müssen wir uns davon lösen, dass es nur eine Realität gibt. Und von linearen Handlungssträngen und -abläufen.

Beschäftigt man sich etwas mit den Filmen von David Lynch, fallen leicht die wiederkehrenden Stilmittel und Motive auf: Realität vs. Traum, die Bedeutung der Farben rot und blau, Kaffeetassen, Telefone, Räume mit Vorhängen.

Was auch immer Lynch ist, er ist nicht einfach zu fassen: im Sinne von ‘Erkennen’ und im Sinne von ‘Verstehen’.

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